Die Gestaltung der Bilder zeigt, wie flexibel das Softwarepaket ist:

Business-Grafik in DV-Ablauf einordnen

19.08.1983

Wie bei jeder Computeranwendung übt auch bei der Business-Grafik die Software den entscheidenden Einfluß auf die Akzeptanz und den Leistungsumfang des Verfahrens sowie auf die Qualität seiner Ergebnisse aus. Vor der Einführung der Grafik gilt es, die Kriterien zu gewichten, die für die zufriedenstellende Lösung der konkreten Aufgaben im Unternehmen von Bedeutung sind. Harald Henn* beleuchtet die wichtigsten Aspekte.

"Balken ist Balken", hört man häufig, wenn von Computergrafik die Rede ist. Deshalb sollen vorab einige Überlegungen zum Einsatz der Ergebnisse der grafischen Datenverarbeitung, also der Diagramme auf Papier, Overhead-Folien oder Dias angestellt werden. Letztlich hängt der Erfolg der Installation davon ab, daß die vorher zu spezifizierenden Aufgaben im Unternehmen oder der Behörde zur Zufriedenheit der Anwender gelöst werden.

Dazu müssen vorab einige Fragen geklärt werden:

- Wer werden die Nutzer der Grafiken sein?

- Dienen die Grafiken nur zur gelegentlichen Umsetzung von Datenmengen, die sonst zu unübersichtlich wären, oder

- Geht es um ein grafik-gestütztes innerbetriebliches Berichtswesen?

- Sollen grafische Präsentationen hergestellt werden, die auch nach außen wirken sollen?

- Sollen die Grafiken als Druckvorlage für den Geschäftsbericht verwendet werden?

Von der Beantwortung dieser Fragen hängt es ab, mit welcher Art von Grafiksoftware man sich grundsätzlich beschäftigen muß. Benutzerkomfort und mehr Leistung der Software kosten dabei natürlich mehr Geld als eine simple Grafikbibliothek.

Die wichtigste Funktion der Computergrafik ist zweifellos die Umsetzung digitaler Computerdaten in bildhafte Darstellungen. Hinzu kommt jedoch die Vorbereitung für die Ausgabe der Grafiken auf unterschiedliche Medien und das Treiben der Ausgabegeräte. In Softwaresystemen, die den Benutzerdialog erlauben, ist die Benutzerschnittstelle von besonderer Bedeutung. Programmsysteme, die als Anwendungsprogramme eingestuft werden, enthalten alle drei Komponenten. Von ihnen ist in diesem Beitrag die Rede.

Wenn in Dialogsystemen von Benutzerfreundlichkeit gesprochen wird, dann geht es darum, auch dem ungeübten Anwender (Sekretärin, Sachbearbeiter, Abteilungsleiter) zu ermöglichen, seine eigenen Grafiken am Bildschirm zu erstellen und deren Ausgabe zu veranlassen. Bei diesem Personenkreis können EDV-Kenntnisse nicht vorausgesetzt werden. In den meisten Fällen dürften auch die Erfahrungen fehlen, die zur Gestaltung von Grafiken notwendig sind. Hier muß das System unterstützend eingreifen. Prompting-Systeme haben sich hier besonders bewährt, insbesondere, wenn der Benutzerdialog in deutscher Sprache erfolgt.

Benutzerfreundlichkeit drückt sich auch darin aus, daß Grafiken sehr schnell hergestellt werden können. Oft ist es notwendig, alternative Projektionen rasch grafisch umsetzen zu können. Sie dienen meist der Vorbereitung von Einzel- oder Gruppenentscheidungen.

In Lösungen, die auf das Gesamtunternehmen bezogen sind, findet man häufig ein turnusmäßiges grafisches Berichtswesen vor. Hier geht es darum, die Geschäftsentwicklung auf der Basis vorhandener Daten fortzuschreiben und zu bestimmten Terminen in wiedererkennbarer Form in Grafiken umzusetzen. Die Software muß dafür vorkonfektionierte Grafiken, wie Kreis-, Linien- und Balkendiagramme verfügbar halten, damit die Aktualisierung so effektiv wie möglich erfolgen kann.

Gerade bei der Gestaltung der Grafiken zeigt sich, wie flexibel ein Softwarepaket ist. Es muß, von einfachen Applikationen einmal abgesehen, in der Lage sein, Diagramme in Schwarzweiß oder in Farbe, mit Schraffuren oder Hintergrundfarben, unterschiedlichen Formen und gut lesbaren Schriften in unterschiedlicher Größe und Gestaltung herzustellen. Mehrere Diagramme auf einer Seite, versehen mit den erforderlichen textlichen Erläuterungen, erleichtern den Vergleich mehrerer Zahlen reihen oder Perioden. Auch ganze Textseiten mit oder ohne Hervorhebungen sind oft für Präsentationen notwendig.

Qualität

Wenn es auch häufig ausreicht, die Grafiken auf einem alphanumerischen Bildschirm zu entwerfen und vorab zu betrachten, so wird in den meisten Anwendungsfällen, wie bei Vorstandssitzungen, Verkaufs- und Pressekonferenzen oder bei turnusmäßigen Berichten, Wert auf eine hohe Qualität der Grafiken gelegt. Sie ist nicht, wie meist irrtümlich angenommen, nur von der Qualität und Auflösung der Ausgabegeräte abhängig. Vielmehr kommt es darauf an, daß die Software in der Lage ist, die Ausgaben gemäß den technischen Möglichkeiten der grafischen Peripheriegeräte optimal vorzubereiten. Ein Beispiel dafür ist die Qualität von Überschriften und Texten. Einige Softwarepakete bieten die druckreife Ausgabe mehrerer Schriftfamilien, in einem Falle von immerhin 15 Schriftarten.

Nachdem in den Fachabteilungen zunehmend Personal Computer - hauptsächlich für Planungsaufgaben -eingesetzt werden, stellt sich die Frage, wie sie gerade bei unternehmensbezogenen Grafiklösungen an den zentral geschaffenen Ressourcen partizipieren können. Inzwischen werden Software-Interfaces für die PersonaI Computer von IBM und DEC angeboten, die aus ihnen Grafikterminals machen. Der PC-Benutzer kann auf die Grafiksoftware auf dem Host durchgreifen und seine Grafiken in seinem Büro erstellen, anschauen und die Aufgabe auf der zentralen Grafikperipherie veranlassen. Er erhält so den Komfort und die Qualität, die nur die Software auf dem Host bieten kann, muß jedoch nicht noch zusätzlich ein Grafikterminal anschaffen.

Portable Grafik-Software

Neben diesen benutzerorientierten Aspekten ergeben sich eine Reihe von Anforderungen aus der Sicht der installierten EDV-Anlagen. Da gerade bei komplexen Grafiksystemen ein erheblicher Aufwand in die Entwicklung einheitlicher firmeninterner Grafikanwendungen investiert wird, ist als erstes die Forderung nach Rechnerunabhängigkeit zu nennen. Fortschrittliche Softwaresysteme für 32-Bit-Rechner - kommerzielle Systeme und Super-Minis-berücksichtigen das und sind zu den Rechnern der zwanzig führenden Hersteller kompatibel. Bei einem späteren Wechsel des Rechners oder des Herstellers bleibt die Investition in die Anwendungen erhalten.

Geräteunabhängigkeit

Die Forderung, daß die Grafiksoftware mit möglichst vielen grafischen Peripheriegeräten arbeiten muß, hat durch die Ankündigung immer preisgünstigerer und einfacher zu handhabender Einheiten eine besonders große Aktualität gewonnen. Dabei geht es nicht nur darum, daß die Software die Geräte treibt. Vielmehr muß sie so ausgelegt sein, daß sie die hardwaremäßigen Stärken zur Erzeugung der optimalen Grafiken voll nutzen kann, ganz gleich, ob es um Bildschirme, Plotter, Belichtungsgeräte für Fotos, Dias und Mikrofilme oder um Laser-Drucker geht. Speziell, wenn eine Grafik auf verschiedenen Medien ausgegeben werden soll, ist die sogenannte Layout-lntelligenz notwendig. Sie sorgt dafür, daß die Software die grafischen und farblichen Umsetzungen einer Papierausgabe zum Beispiel auf das Medium Dia automatisch vornimmt. Es gibt Grafiksoftware-Systeme am Markt, die inzwischen immerhin 135 verschiedene grafische Peripheriegeräte in der geschilderten Weise unterstützen.

Durchgriff auf Datenbestände

Erinnern wir uns an die oberste Regel in der Datenverarbeitung: Einmal gespeicherte Daten sollen für alle Anwendungen immer wieder verwendet werden, ohne daß sie deshalb neu erfaßt werden müssen. In der Computergrafik scheint das nicht so selbstverständlich zu sein. Häufig werden die für die grafische Umsetzung erforderlichen Daten über die Tastatur des Terminals fallweise neu eingegeben. Seit kurzem sind Software-Bindeglieder zwischen den Grafikprogrammen und den im Unternehmen gespeicherten Datenbanken und Dateien am Markt. Sie erlauben es, Daten nicht nur in den Datenbank-Abfragesprachen wiederaufzurufen, sondern auch Daten aus konventionellen Dateien für die Grafik nutzbar zu machen, beispielsweise durch Zugriff auf die Report-Files. Ebenso können Anwendungsprogramme mit ihrer Hilfe in die Grafikprogramme integriert werden oder umgekehrt.

Auch bei der Business-Grafik gilt: Ohne Service geht es nicht.

Die beste Software nützt nicht viel, wenn der Anwender nicht weiß, wie er sie am besten einsetzen kann. Dieser vielzitierte Anwender sitzt im Normalfall in den Führungsetagen oder Fachabteilungen, verfügt über keine besonderen EDV- und schon gar nicht über Grafik-Kenntnisse. Um so wichtiger wird der Stellenwert, der der Stabilität der Software zuzuschreiben ist. Am ehesten ist sie bei Produkten anzutreffen, die eine hohe Verbreitung haben. Ebenso wichtig ist die Unterstützung durch den Hersteller bei der Einführung von Grafiksystemen. Beratung, Implementierung, Schulung der Anwender, eine erstklassige Dokumentation sowie Sammlungen aussagefähiger Beispiele für Grafikanwendungen sind Dienstleistungen, die der Benutzer fordern sollte.

*Harald Henn ist Marketingleiter der ISSCO Deutschland GmbH, Koblenz