Stuxnet oder nicht?

Buschehr-Inbetriebnahme verzögert sich um Monate

29.09.2010
War es der Trojaner Stuxnet oder ist es eine normale Verzögerung?

Das iranische Atomkraftwerk Buschehr wird wohl erst drei Monate später als geplant ans Netz gehen. Einen offiziellen Grund dafür nannte Teheran nicht.

Eine Luftbildaufnahme der iranischen Atomanlage in Buschehr (Foto: iranwatch.org)
Eine Luftbildaufnahme der iranischen Atomanlage in Buschehr (Foto: iranwatch.org)
Foto: Space Imaging

Die Inbetriebnahme des ersten iranischen Atomkraftwerks verzögert sich um Monate. Das gab Irans Atomchef Ali- Akbar Salehi am Mittwoch bekannt. Das Kraftwerk Buschehr, das Medienberichten zufolge kürzlich Ziel einer gezielten Cyber-Attacke durch den Computerschädling Stuxnet geworden war, sollte im November ans Netz gehen. Dies werde nun zwei bis drei Monate später als geplant erfolgen, sagte der Atomchef am Mittwoch.

Zuvor hatte Salehi bekräftigt, dass die Zentralsteuerung des Atomkraftwerks im Süden des Landes nicht von dem Computerwurm Stuxnet infiziert sei. "Wir hatten uns im Voraus auf die Viren vorbereitet und dementsprechend das Zentralsystem erfolgreich geschützt", sagte Salehi. Es seien nur einige private Computer der Angestellten von dem Wurm infiziert, wiederholte er. Aber auch dort seien die notwendigen Säuberungsarbeiten erfolgt.

Einen Grund für die Verzögerung bei der Inbetriebnahme gab der Atomchef nicht an. Er sagte nur, dass Verzögerungen bei einem so großen Projekt normal seien. Die Brennelemente würden erst im November vollständig beladen und dementsprechend werde das Werk erst zwei bis drei Monate später ans Netz gehen. Noch Anfang der Woche hatte Salehi erklärt, Buschehr werde im November ans Netz gehen. Der Reaktor solle dann im März seine Maximalleistung von 1000 Megawatt erreichen.

Am Wochenende hatten iranische Ministerialsprecher eingestanden, dass der Iran Opfer einer Cyber-Attacke geworden war. 30.000 Computer der iranischen Industrieanlagen seien von dem Computerschädling Stuxnet infiziert worden. Kurz darauf bezeichnete das iranische Außenministerium die Berichte aber als "Propaganda-Trick" des Westens. "Jetzt kommt der Westen mit einer neuen Geschichte und einem neuen Propaganda-Trick, den kein Mensch hier ernst nimmt", sagte Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast. Die iranische IT-Organisation hatte jedoch eindringlich vor dem Trojaner gewarnt und alle Behörden aufgefordert, das Problem ernst zu nehmen.

Buschehr war vor Jahrzehnten von der deutschen Firma Siemens begonnen und später mit russischer Hilfe fertiggestellt worden. Stuxnet wurde von Fachleuten in Deutschland entdeckt. Der Trojaner greift insbesondere Leittechnik-Produkte der Firma Siemens an. Der Sicherheitsexperte Ralph Langner erklärte, der Schädling sei ganz gezielt als Sabotage-Software für Anlagen wie in Buschehr entworfen worden. Und es sei wohl auch kein Zufall, dass sich dort in jüngster Zeit die technischen Probleme häuften.

Wer hinter der Cyber-Attacke steht, ist unklar. In Internetforen wurden immer wieder Israel oder die USA genannt. Dafür gab es allerdings keinerlei Bestätigung. (dpa/tc)