E-Learning/Pilotprojekt gestartet

Bundeswehr erprobt virtuelles Lernen

31.01.2003
Das Bundesministerium der Verteidigung lässt seit April 2001 neue Methoden des computergestützten Lernens für die Bundeswehr entwickeln. Das Pilotprojekt erstreckt sich vom "verteilten Klassenzimmer" bis hin zur "virtuellen Gruppenkooperation". Von Heiko Streich*

Die Büroetage des Bonner Streitkräfteamts lässt von außen betrachtet keineswegs Hightech auf hohem Niveau vermuten. Doch hebt hier ein sechsköpfiges Team im Rahmen eines Pilotprojekts ein elektronisches Lernportal aus der Taufe. "Wir haben Neuland betreten und uns an die Möglichkeiten des computergestützten Lernens herangetastet. Hier sind wir inzwischen in Teilbereichen in Augenhöhe mit der freien Wirtschaft", sagt einer der beteiligen IT-Spezialisten. Das Projekt umfasst die drei Schwerpunkte "individuelles Fernlernen", "verteiltes Klassenzimmer" und "virtuelle Gruppenkooperation".

Dahinter verbirgt sich die Aus- und Weiterbildung der Soldaten und zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr in einem interaktiven Lernportal mit Web-based Trainings. Bestes Beispiel hierfür ist die professionelle Sprachausbildung in Englisch, die zurzeit noch den Schwerpunkt bildet. Ein Blick ins Forum und die Anzahl der Lernenden, die bereits auf über 1800 Teilnehmer angestiegen ist, bestätigen dies. Über das Portal werden auch Ausbildungshilfsmittel und weit reichende Recherchemöglichkeiten im Intranet der Bundeswehr angeboten.

Im "verteilten Klassenzimmer" kann der Dozent mit diesem Verfahren über eine Videokonferenzschaltung seinen Ausbildungsstoff gleich in mehreren Klassenräumen unterrichten. Die Kommunikation der an mehreren Standorten verteilten Schüler untereinander sowie mit dem Lehrer ist per Videokonferenz möglich und erwünscht. Das Verfahren testete die Bunderswehr zunächst im Zentrum Innere Führung in Koblenz und in der Akademie für Information und Kommunikation in Strausberg.

Die Führungsakademie in Hamburg und die Schule Feldjäger und Stabsdienst in Sonthofen werden demnächst in das E-Learning-Projekt einbezogen. "Die größte Herausforderung ist das Zusammenspiel von Technik und Mensch im Rahmen des verteilten Klassenzimmers", so Leutnant Arno Fischer, der das Projekt von Anfang an begleitete. "Aber nachdem sich die Beteiligten an das Sprechen mit einer Videokamera gewöhnt hatten, war das Eis gebrochen. Die Verfahren mussten zudem auch speziell auf die Dozenten abgestimmt werden, die mit unterschiedlichsten Methoden an das gesetzte Lernziel herangehen. Der Erfolg nach wenigen Testläufen hat unsere Arbeit aber noch beflügelt."

Das dritte Ausbildungsverfahren ist die "virtuelle Gruppenkooperation", die ermöglicht, dass sich Gruppen über räumliche Entfernungen hinweg mit anderen zu einem virtuellen Team zusammenschließen. Der Schwerpunkt liegt in der gemeinsamen Erarbeitung des Ausbildungsstoffes, unterstützt durch einen Lehrer, der die Lernenden allerdings nur begleitet. In einem Forum können die Schüler der Gruppe ihre Ergebnisse einzeln und zeitversetzt erarbeiten sowie sie elektronisch an die Mitschüler und an den Lehrbegleiter übermitteln. Gleichzeitige Kommunikation ist im Chat möglich. (am)

*Heiko Streich ist Hauptmann und Mitarbeiter der Redaktion Fernausbildung bei der Bundeswehr.