Freiwillige Arbeitslosenversicherung

Bundesregierung bittet Selbständige zur Kasse

12.07.2010
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Wer als Selbständiger freiwillig in die Arbeitslosenversicherung einzahlt, muss ab 2011 tief in die Tasche greifen. Die Bundesregierung hat den Beitrag vervierfacht.

Wenn sich Selbständige bislang gegen ein Scheitern absichern wollten, konnten sie freiwillig einen Beitrag in die Arbeitslosenversicherung einzahlen. Bedingung war, dass sie bereits früher als Arbeitnehmer in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hatten. Dieser Beitrag belief sich für die Gründer im Westen der Republik auf monatlich 17,89 Euro, in den neuen Bundesländern fielen monatlich 15,19 Euro an. Ab 2011 müssen Selbständige vier Mal so hohe Beiträge in die Arbeitslosenversicherung entrichten, das beschloss der Bundestag in der vergangenen Woche.

Demnach müssen Selbständige in Westdeutschland bei einem Beitrag von drei Prozent monatlich 71,54 Euro bezahlen, was einer zusätzlichen Belastung von 650 Euro im Jahr entspricht. Die Bundesregierung wollte mit dem "Gesetz für bessere Beschäftigungschancen" "Beitragsgerechtigkeit" schaffen. Bislang galt für Selbständige eine Ausnahme: Bezugsgröße für ihren Beitrag waren nur 25 Prozent des so genannten Durchschnittsentgeltes in der gesetzlichen Rentenversicherung (2555 Euro im Westen) und nicht die vollen 100 Prozent wie für die restlichen Arbeitnehmer. Mit dem neuen Gesetz gilt die Bezugsgröße von 100 Prozent für alle Beiträge.

Übergangsfrist für Neu-Gründer

Allerdings gibt es für frischgebackene Gründer eine Übergangsfrist: Im ersten Jahr der Selbständigkeit kostet der freiwillige Beitrag zu Arbeitslosenversicherung nur doppelt soviel wie bisher. Das gleiche gilt für die Selbständigen, die schon in die Arbeitslosenversicherung einzahlen.

Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) betrifft die Erhöhung 160 000 Einzahler. Gleichzeitig rechnet die BA damit, dass sich künftig weniger Selbständige für eine Arbeitslosenversicherung entscheiden werden. Die Bundesregierung geht von Mehreinnahmen von 100 Millionen Euro im Jahr aus.