Lieferung von Nazibüchern nach Deutschland

Bundesjustizministerin will Druck auf Online-Buchhändler ausüben

20.08.1999
MÜNCHEN (CW) - Ein weiteres Beispiel für die Rechtsproblematik im Internet deckte die in Los Angeles ansässige jüdische Organisation Simon Wiesenthal Center auf. Amerikanische Online-Buchhändler hatten deutsche Kunden mit hierzulande verbotenen Nazibüchern beliefert.

Das Simon Wiesenthal Center hatte sich beim deutschen Justizministerium darüber beschwert, daß die Internet-Buchhändler Amazon.com sowie Barnesandnoble.com Bücher nach Deutschland verkauft haben, die hierzulande nicht vertrieben werden dürfen, darunter Adolf Hitlers "Mein Kampf".

Wie der Online-Nachrichtendienst Hightext I-Business (www. hightext.de) berichtet, beabsichtigt Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin politisch gegen den Verkauf von Nazibüchern durch die beiden Internet-Läden vorzugehen. Da die Bertelsmann AG an Barnesandnoble.com beteiligt ist, will die Ministerin auch mit Vertretern des in Gütersloh ansässigen Medienkonzerns in Kontakt treten.

Bertelsmann ließ mittlerweile in einer Pressemitteilung verlautbaren, daß Barnesandnoble.com eine US-Institution sei und sich in erster Linie an amerikanische Konsumenten richte. Anders als in Deutschland dürfen Bücher wie "Mein Kampf" in den Vereinigten Staaten vertrieben werden. Zwar sei Bertelsmann gegenüber dem Management von Barnesandnoble.com nicht weisungsbefugt, doch habe man den Chairman of the Board und Mitgesellschafter von Barnesandnoble.com, Len Riggio, auf die hiesige Gesetzeslage hingewiesen und werde sich dafür einsetzen, daß "in Zukunft nationalsozialistische Propaganda-Titel nicht nach Deutschland geliefert werden".

Mitarbeiter des Simon Wiesenthal Center hatten von Deutschland aus hierzulande verbotene Literatur bei beiden Internet-Buchhändlern bestellt und diese auch erhalten.