Untersuchung zum Manager-Arbeitsmarkt erschienen

Bundesdeutsche Beratungen suchen in erster Linie DV-Projektspezialisten

09.08.1991

FRANKFURT/M. (hk) - Die günstige Konjunktur in den westlichen Bundeslandern und die Entwicklung in Ostdeutschland beschert wechselwilligen Managern eine günstige Arbeitsmarktsituation.

Dies trifft allerdings nicht auf die DV-Beratungsunternehmen zu, die weniger an Topmanagern als an hochqualifizierten Projektmitarbeitern interessiert sind.

In einer gemeinsamen Befragung der Frankfurter Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV), des Magazins "Management Wissen" und der EMC Datenservice Hamburg, an der sich fast 800 Unternehmen der westdeutschen Wirtschaft beteiligten, meldeten 78,5 Prozent einen aktuellen Bedarf an Führungskräften. Die DV-Berater lagen mit 78,9 Prozent sogar leicht über dem Durchschnitt.

Laut Studie suchen die Betriebe in erster Linie Manager für Vertrieb und Marketing. Auf dem zweiten Platz der Wunschliste stehen technisch orientierte Führungskräfte für Aufgaben in Produktion und Fertigung, gefolgt von Managern für Forschung, Entwicklung und Konstruktion .

Die Untersuchung ergibt weiterhin, daß 21,1 Prozent der DV-Dienstleister Führungskräfte für die erste Ebene, 52,6 Prozent für die zweite und 57,6 Prozent für die dritte Hierarchieebene suchen - Zahlen, die ZAV zufolge im Durchschnitt liegen. Überdurchschnittlich begehrt seien dagegen Spezialisten. Hier rneldeten immerhin 73,7 Prozent Bedarf an.

Topmanager für die DV-Beratungen werden selten gesucht bestätigen einhellig der Geschäftsführer des Bundesverbandes deutsche Ünternehmensberater (BDU) Norbert Küster und Stefan Rohr, Unternehmensberater in Hamburg. Das liege allein schon an der Struktur der Unternehmen, so Küster. In den meisten Fällen sei der Inhaber auch gleichzeitig Geschäftsführer.

Zudem müsse man die flache Hierarchie solcher Betriebe berücksichtigen, die in der Regel aus einem Inhaber, Beratern, Projektmitarbeitern und einem Sekretariat bestünden.

Rohr, dessen Klientel eigenen Angaben zufolge zu 60 Prozent aus Beratungsunternehmen besteht, erinnert daran, daß 90 Prozent der Mitarbeiter in Projekte eingebunden seien. Das mache vor allem die klassische hierarchische Einordnung sehr schwierig, und deshalb könne die ZAV-Statistik nur bedingt für Datenverarbeiter gelten.

"Im Grunde sind wir alle Manager beim Kunden", meint Thomas Schulz von der PU-Unternehmensberatung. BDU-Chef Küster hat seine Zweifel, ob diese Berater auch als Manager in der Frankfurter Studie auftauchen. Aus seiner Erfahrung weiß er, daß die ZAV nur denjenigen als Manager akzeptiert, der über Personalverantwortung verfügt.

Ein weiterer Punkt der Studie erfaßt die Qualifikation der Führungskräfte auf den ersten drei Ebenen. 95 Prozent der DV-Beratungsunternehmen beschäftigen im Management Betriebswirte, 74 Prozent Informatiker, während jeweils 58 Prozent auf Mathematiker und Ingenieure setzen.

Schwerpunkte der Untersuchung sind unter anderem der aktuelle und zukünftige Bedarf an Führungskräften, Formen der Personalsuche, Personalentwicklung und Weiterbildung sowie Rekrutierung und Auswahl von Fachhochschul- und Hochschulabsolventen.

Die Studie kann bei der Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik, Kasernenstraße 67, 4000 Düsseldorf 1, zum Preis von 320 Mark bestellt werden.