Micral 30 kompatibel zum PC des Marktführers:

Bull steigt jetzt auch in die MS-DOS-Welt ein

11.01.1985

PARIS (CW) - Mit der Vorstellung des Micral 30 in Paris bietet Bull neben seinen bisherigen Arbeitsplatzrechnern nun auch einen IBM-PC-kompatiblen Mikro an. Unter dem Betriebssystem MS-DOS soll er sämtliche für den PC von Big Blue geschriebenen Programme be- und verarbeiten können.

Nach eigenen Angaben hofft Bull, 1985 bis zu 10000 Stück in Europa vertreiben zu können, 1986 sollen es 100000 sein. Gefertigt werden die Rechner in einer neuen Fabrik in Nordfrankreich, die derzeit gebaut wird. Auch OEM-Anbietern soll das Produkt zur Verfügung stehen. Verhandlungen sind, so Bull, bereits im Gange.

Erfolg am hart umkämpften Mikro-Markt verspricht sich der französische Hersteller aus vielerlei Gründen. Zum einen ist der Hersteller von Großrechnern in der Lage, im eigenen Haus das Kommunikationsproblem zwischen Mainframe und Mikro in einer Art zu lösen, wie es auch IBM bisher getan hat. Zum zweiten gibt es bei Bull ein Betriebssystem oberhalb von MS-DOS, Prologue genannt, welches, so zumindest der Hersteller, als Multiuser-/Multitaskingsystem mehr Möglichkeiten und Chancen bietet, als dies Unix oder Xenix könnten.

Ansonsten sieht der neue Micral 30 fast wie sein großes Vorbild aus, selbst die Tastatur ist PC-ähnlich. Das Innenleben enthält als CPU einen Mikroprozessor vom Typ 8088, der für die Kompatibilität mit dem Vorbild sorgen soll. Die Taktfrequenz ist 4,7 Megahertz, das Modem ist eingebaut, der arithmetische Coprozessor 8087 ist als Option einsteckbar. Der 64-KB-Standard-Speicher kann auf bis zu 640 KB aufgebohrt werden. Als Bildschirm stehen zwei monochrom Versionen sowie ein Farbmonitor zur Verfügung. Mit diesem Konzept will Bull den angestrebten dritten Platz in Europa erobern. Im Jahr 1985 sollen in der Bundesrepublik Deutschland 400 Millionen Mark Umsatz erreicht werden, was gegenüber 1984 nach Aussagen von Bull praktisch eine Verdoppelung darstelle.

Anfang 1985 soll der Mikrocomputer mit den erforderlichen Anpassungen für den deutschen Markt in München vorgestellt werden.