Bull steigert Quartalsumsatz Neue Grossrechner sollen die Mainframe-Talfahrt bremsen

06.05.1994

PARIS (kk) - Mit einer neuen Generation von Enterprise-Servern aus der "DPS-7000"-Klasse versucht der angeschlagene Staatskonzern Groupe Bull, die Talfahrt im Mainframe-Geschaeft zu bremsen.

Insgesamt konnte die Bull-Gruppe im ersten Quartal 1994 ihren konsolidierten Umsatz im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode um 21,3 Prozent auf rund zwei Milliarden Mark (6,2 Mrd. Franc) erhoehen. Die groessten Zuwaechse erzielte dabei das Vertriebsnetz Uebersee (Asien, Afrika, Lateinamerika) mit einer Steigerung um 37 Prozent vor Europa (neun Prozent) und Nordamerika/Pazifik (fuenf Prozent).

Trotz der Umsatzzuwaechse, die auch im Bereich Unix-Software bei ueber 60 Prozent lagen, kaempft der Staatskonzernbesitz mit roten Zahlen. 1993 belief sich der Nettoverlust auf ueber fuenf Milliarden Franc, wobei 1,65 Milliarden Franc fuer Umstrukturierungsmassnahmen ausgegeben wurden. Das Jahr zuvor schloss die Bull-Gruppe mit einem Fehlbetrag von 4,7 Milliarden ab.

Francis Ackermann, als Vice-President von Bull verantwortlich fuer das Enterprise-Geschaeft, erwartet fuer seinen Bereich heuer einen Umsatzrueckgang von zehn bis 15 Prozent. "Unsere Aufgabe ist es, den Abschwung aufzuhalten. Wenn wir unter der Zehn-Prozent-Marke bleiben, waere das ein Erfolg."

Erreichen will das die Gruppe um Ackermann mit den sechs neuen Modellen der "DPS-7000/ 800"-Serie, die mit einer von Bull selbst entwickelten neuen CMOS- CPU arbeiten. Der etwa Pentium-grosse Chip beinhaltet etwa fuenf Millionen Transistoren und ist mit 66 Megahertz getaktet.

Die sechs Modelle "7000/810" bis "7000/860" sind in Multiprozessor-Architektur ausgelegt, bei der bis zu 24 Prozessoren symmetrisch und parallel arbeiten. Dabei koennen maximal sechs ueber die Firmware spezialisierte Chips eingebaut werden, die Datenbank- und Kommunikationsaufgaben erledigen.

Die 7000/800er Serie bietet Hauptspeichergroessen von 128 MB bis ueber 2 GB und erlaubt das gemeinsame und gleichzeitige Arbeiten von 620 bis 7000 Anwendern. Die Preise fuer die High-end-Geraete liegen zwischen sechs und 25 Millionen Franc.

Im mittleren Mainframe-Bereich ueberarbeitete Bull die "DPS- 7000/400"-Reihe. Sieben neue Modelle ("DPS 7000/415" bis "DPS 7000/475") kommen auf den Markt, deren Leistung sich im Vergleich zu den Vorgaengern um bis zu 50 Prozent erhoeht hat. Die Hauptspeichergroessen liegen zwischen 64 und 256 MB, die Speicherkapazitaeten zwischen 6 und 60 GB. Die Systeme lassen sich vor Ort aufruesten und sind ab einer Million Franc zu haben. Das teuerste Modell kostet rund fuenf Millionen Franc.

Fuer beide Modellreihen bietet Bull eine ebenfalls neue Generation von lokalen Netzwerk-Servern an, die fuer Glasfaser-LANs entwickelt wurden und fuer FDDI und ATM vorbereitet sind. Damit lassen sich Durchsatzraten von bis zu 3,2 GB pro Sekunde erreichen.

Als Betriebssystem steht mit "EXMS" (Enterprise eXtended Multiparallel System) eine auf die neue Architektur abgestimmte Version von Bulls GCOS-7 zur Verfuegung. Bull ist ausserdem Mitglied in der OSF und hat Komponenten des Distributed Computing Environment (DCE) in das Betriebssystem integriert.