Was wurde eigentlich aus...?

Bürokratie weckt bei Adco den Mißmut

04.06.1999
MÜNCHEN (ua) - "Mega" sollte es sein, entschied der Entsorger Adco vor fünf Jahren. Die Ratinger wählten dieses Unix-Standardpaket auch deshalb, weil ihnen das Mittelstandsprofil der Quantum GmbH zusagte. Im Oktober 1998 kaufte die SER Systeme AG, Neustadt/Wied, den Anbieter. Jetzt gibt es statt kurzer Wege Bürokratie.

Quantum zählte zu den typischen Vertretern des deutschen Softwaremittelstands. Da ging für Adco vieles über persönliche Kontakte. Ein Auftrag wurde erst erteilt und danach schriftlich fixiert. Damit ist es nach Aussage des ehemaligen Adco-Bereichsleiters Organisation und Informatik Johannes Borgmann aus und vorbei. Für ihn hat sich der Geschäftsverkehr seit der Übernahme des Dortmunder Software-Anbieters durch SER "sehr negativ" entwickelt zugunsten einer ausgeprägten Bürokratie. Das hat Folgen: Borgmann erteilt weit weniger Aufträge als zuvor.

Doch auch bei Adco hat sich einiges getan. So gründete sich der Borgmann-Bereich aus und firmiert seit dem 1. Oktober 1998 als IT-Dienstleister unter der Bezeichnung Qits GmbH, Ratingen. Das Zehn-Mann-Unternehmen will im ersten Geschäftsjahr bereits zwei Millionen Mark umsetzen und 30 bis 40 Prozent davon mit Aufträgen verdienen, die nicht von den ehemaligen Chefs kommen, die nun Kunden sind.

Das Mutterunternehmen hat sich ebenfalls neu strukturiert. Vermarktete das Unternehmen bis 1998 neben Umweltdienstleistungen die "Dixi"-Klohäuschen, kamen im vergangenen Jahr durch Zukauf des Anbieters die "Toi-Toi"-Klosetts dazu. Nun firmiert der Anbieter von 60000 Mobil-WCs unter Adco & Dixi Umweltdienste GmbH & Co. KG. Zudem teilte sich das Unternehmen in 13 Einzelfirmen auf, verteilt auf 70 deutsche Standorte.

Für die Datenverarbeitung hatte das zur Folge, daß etwa die Mega-Finanzbuchhaltung und das Rechnungswesen auf die Verwaltung von Mandanten umgestellt werden mußte. Das Mega-Modul Lohn und Gehalt wurde zugunsten einer Datev-Lösung ausgemustert, die Auftragsverwaltung jedoch beibehalten.

Nach wie vor ist Borgmann auf der Suche nach einer bezahlbaren Software für die Routenplanung. Rund 600 Fahrzeuge bringen und holen die Bedürfniskabinen. Doch die Aufstellplätze sind meist nicht auf Stadtplänen verzeichnet: Baustellen, Festplätze und Großveranstaltungen.