Büroautomation in der Obhut der zentralen DV

15.11.1985

ESCHBORN (cmd) - Auch in den USA hat es die Bürokommunikation schwer, sich als eigenständiger Bereich gegen die traditionelle DV durchzusetzen: Eine Umfrage der International Data Corp. (IDC), Framingham, in den USA ergab. daß dies erst bei 22 Prozent der befragten Unternehmen der Fall ist.

Im Mittelpunkt der IDC-Untersuchung stand zum einen die Frage, wie die "Information Systems Departments" (ISD), die den hiesigen DV-Abteilungen vergleichbar sind, in puncto Office Automation gegliedert sind, und zum zweiten, welche Rolle die Bürokommunikation innerhalb des gesamten Umfeldes spielt sowie deren Bezug zu traditionellen DV-Aufgaben. Befragt wurden mehr als tausend vorwiegend große Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 50 Millionen US-Dollar bis über eine Milliarde US-Dollar und einer Beschäftigtenzahl von weniger als 500 bis 50 000 Mitarbeitern. Die Resultate sind in der jüngsten Ausgabe des EDP Deutschland Reports Ausgabe 20 vom 31. Oktober 1985 zusammengefaßt.

Das wesentliche Ergebnis aus der Sicht der IDC-Forscher ist, daß nur 22 Prozent der befragten Firmen bisher einen eigenständigen Funktionsbereich Büroautomation eingerichtet haben, wobei als Kriterien für diese Eigenständigkeit sowohl "eigenes Personal" als auch ein "eigenes geschlossenes Budget" herangezogen wurden. Drei Viertel aller befragten Unternehmen erfüllten diese beiden Voraussetzungen nicht; bei ihnen ist demnach die Bürokommunikation in andere Sparten integriert.

Mit dieser überwiegenden Abhängigkeit, so IDC, steht der OA-Bereich aber keineswegs allein da, ähnliches gelte nämlich auch für die "relativ jungen Funktionsbereiche" Enduser Computing (zu 20 Prozent eigenständig) und Telekommunikation (zu 27 Prozent eigenständig). Nutznießer dieser Situation ist demgegenüber die traditionelle DV, die mit 73 Prozent einen sehr hohen Grad an Eigenständigkeit aufweist (siehe Tabelle). Kommentar von IDC zu diesem Befund: US-Unternehmen sind hier nach wie vor äußerst konservativ.

Für erstaunlich halten die Marktanalysten die 42-zu-42-Prozent-Wertung im Hinblick auf eine unternehmensübergreifende Informationsabteilung (Chief Information Office, CIO), die für Politik und Strategie verantwortlich ist. Nach Meinung von IDC deutet das darauf hin, daß sich die Unternehmen in den USA noch nicht haben entscheiden können, ob nun dieser Bereich eigenständig oder beispielsweise auf Geschäftsleitungsebene angesiedelt sein sollte.

Auf die Frage, mit welchen Funktionsbereichen die Bürokommunikation hauptsächlich zusammengefaßt ist, ergibt sich eine eindeutige Antwort: Spitzenreiter ist mit 43 Prozent die traditionelle Datenverarbeitung, dahinter liegt mit 22 Prozent die Zuordnung zu den generellen Informationssystemabteilungen im Planungsbereich. Mit einigem Abstand folgen dahinter die Zusammenfassung mit den Sektoren Enduser Computing (13 Prozent) sowie Telekommunikation und Rechnungswesen oder Einkauf (je 7 Prozent) und schließlich mit anderen Bereichen (8 Prozent). Auffallend ist hier nach Meinung von IDC, daß die Bündelung der "jungen Bereiche" Office Automation und Enduser Computing oder Telekommunikation relativ selten anzutreffen ist. Vielmehr zeichne sich ein ganz klarer Trend ab: Die unterschiedlichen DV-Funktionsbereiche werden immer stärker zentralisiert und unter die einheitliche Kontrolle des Chief Information Office gestellt.

Dies belegen auch die Antworten der befragten Unternehmen auf die Frage nach der Organisationsstruktur (siehe Abbildung). Von den drei vorgegebenen Organisationstypen (Modell A: Die Büroautomation berichtet an das Rechnungswesen, Modell B: Die Büroautomation berichtet an die DV, Modell C: Die Büroautomation berichtet an den Chief Information Officer) wählten 48 Prozent der Firmen eine Variante als für sich zutreffend. Mit 23 Prozent wurde dabei wiederum der Typ C am häufigsten genannt - zugleich die zentralistischste der drei Organisationsformen. An zweiter Stelle rangiert mit 16 Prozent Typ A und an dritter erst Typ B mit neun Prozent.