"Budgets sind Verschwendung"

25.11.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Kostendruck, Budgetzwänge und hohe Erwartungen der Mitarbeiter bereiten Führungskräften Kopfzerbrechen. Viele von ihnen fürchten um ihren Job. Experten fordern nun die Abkehr von Budgets und übertriebenem Controlling, stattdessen sei strategisches Denken wichtig.

Die andauernde Wirtschaftsflaute hat sich in den Köpfen von Managern und Mitarbeitern gleichermaßen eingenistet und beschneidet stark den Handlungsspielraum. Der viel strapazierte Begriff Krise hätte gute Chancen, zum meist verwendeten Wort des Jahres aufzusteigen.

Das Praxisforum 2003 des Kongress- und Weiterbildungsanbieters IIR Deutschland GmbH lief zwar unter dem Titel "Führungskräfte zwischen Kostendruck und Mitarbeiterführung", doch in vielen Vorträgen und Workshops hatte sich der Begriff Krise einen festen Platz erobert.

Im Griechischen bedeutete Krise Entscheidung, doch ging es mit der Karriere des Worts stetig bergab. Orientierungs- und Entscheidungslosigkeit beschreibt den dahinter liegenden Abgrund heute treffender. Einige Manager ähneln dem Kaninchen, das vor der Schlange in Ehrfurcht erstarrt, behaupten manche Experten. Selbstverständliches wird zum Problem, Entscheidungen stellen unüberwindbare Hindernisse dar.

"In vielen Krisen fühlen Menschen sich als Opfer. Der Unterschied ist nicht, ob man in einer Krise steckt oder nicht, sondern wie man sich zu ihr stellt. Die allzu schnelle Rede von einer Krise ist nicht selten ein Signal dafür, dass man seine Souveränität verloren hat", erklärt Jürgen Werner, der als Honorarprofessor an der Universität Witten-Herdecke Philosophie und Rhetorik lehrt. Einen solchen Souveränitätsverlust beobachtet Werner beispielsweise bei Managern, die nur noch auf Kennzahlen fixiert sind oder in ihren Entscheidungen blind irgendwelchen Analysten und Beratern folgen. Laufen Führungskräfte deren Vorgaben hinterher, verlieren sie ihre Unternehmensziele und Strategie aus den Augen.

Krise umschreibt dann lediglich die eigene Unfähigkeit, mit einer Situation umzugehen und Entscheidungen zu treffen. Als Ausweg empfiehlt der Trainer und Coach beispielsweise, die eigene Urteilskraft zu fördern und alle sechs Monate die eigene Strategie zu überdenken. Verfügt ein Unternehmen über genügend Innovationspotenzial, ist es weniger anfällig für Turbulenzen.