Buchtipp: Das digitale Paradies für Schnüffler

18.07.2005

Die Stammgäste eines spanischen Nachtclubs lassen sich freiwillig einen RFID-Chip in ihren Oberarm verpflanzen, um künftig problemlos in den VIP-Bereich des Clubs zu gelangen. Dieses Beispiel für elektronische Überwachung aus Pär Ströms Buch "Die Überwachungsmafia" liest sich wie aus einem schlechten Science-Fiction-Roman. Es ist aber im vergangenen Jahr in Barcelona passiert, und auf dem Bild sehen wir einen Südländer lächeln, als ihm der Mediziner den Chip unter die haut "schießt".

Der schwedische IT-Experte Ström verfolgt in seinem Buch die digitalen Spuren, die Menschen in der hochtechnisierten Gesellschaft freiwillig und oft auch unabsichtlich hinterlassen - ob im Internet, am Bankautomat oder im Supermarkt. An vielen Beispielen zeigt er auf, wie Überwachung jetzt schon funktioniert. Ein Kapitel widmet er der elektronischen Kontrolle am Arbeitsplatz, die dank einschlägiger Softwareprodukte schon so ausgereift ist, dass Unternehmen nicht nur die vom Mitarbeiter besuchten Websites oder Inhalte der E-Mails kontrollieren könnten, sondern auch die Anzahl der Tastenschläge pro Tag oder die Anzahl und Dauer der Pausen. Manche Softwareprogramme fügen diesen Informationen auch externe Angaben über den Mitarbeitern hinzu, etwa zu den finanziellen Verhältnissen oder medizinische Daten.

Ström belässt es aber nicht dabei, nur ein Überwachungsszenario an die Wand zu malen. In einem zweiten Teil wägt er Nutzen und Gefahren der neuen Techniken ab und zeigt zumindest einige Wege auf, wie man sich vor Schnüfflern schützen kann. (am)

Pär Ström: Die Überwachungsmafia. Das gute Geschäft mit unseren Daten, Carl Hanser Verlag München/Wien 2005, 352 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 3-446-22980-9.