Gebührenstruktur an einem Beispiel demonstriert:

Btx wirft Akustik-Koppler aus dem Rennen

25.02.1983

Im Vergleich zu den bisherigen Datel-Diensten der Post besticht Btx zunächst durch besonders niedrige Modemgebühren (8 Mark im Monat). Die hoffentlich ständige Verfügbarkeit der Btx-Zentralen zu Fernsprech- Ortstarifen stellt ein zusätzliches Plus dar, zumal weitere nutzungsabhängige Gebühren von Informationsnachfragern (mit einigen Ausnahmen) nicht gefordert werden. Um die Gebührenstruktur zu verdeutlichen, zeigt Dirk Stolte von der Infora in Köln die zukünftigen Kosten an einem Beispiel auf.

Ein bundesweites Netz von zirka 100 Handelsvertretern einer Großhandlung vertreibt höherwertige Wirtschaftsgüter. Btx wird zur Produktinformation, zur Abwicklung von Bestellvorgängen, aber auch für Mitteilungen genutzt. (In einer weiteren Ausbaustufe ist an den Anschluß eines externen Rechners gedacht, um die Auftragsabwicklung weiter zu automatisieren.)

Das Informationsangebot umfaßt bundesweit 200 Seiten, es existiert eine geschlossene Benutzergruppe (GBG). Neben den Kosten für Geräteausstattung und Personal fallen monatlich beim Großhandel folgende Postgebühren an:

- Nutzungsunabhängige Gebühren:

Grundgebühren Leitseite (bundesweit) DM 350,-

GBG DM 50,-

Speicherkosten DM 450,-

sonstige Gebühren (Anbindung, Pflege etc.) ca. DM 50,-

Btx-Anschluß DM 8,-

Jeder Handelsvertreter zahlt acht Mark monatliche Grundgebühr für den Btx-Anschluß!

- Nutzungsabhängige Gebühren: Hierzu zählen Telefongebühren (im 8- beziehungsweise 12-Minuten-Takt), sowie Kosten für Mitteilungsseiten von 40. Pfennigen pro Seite (eine recht hohe Gebühr, die wohl nur aus Konkurrenzgründen zur Postkarte so hoch angesetzt wurde).

Da zunächst kein externer Rechner genutzt wird und keine Informationsgebühren gefordert werden, entstehen weitere variable Kosten lediglich bei der Überarbeitung des Informationsangebotes.

Bezogen auf das Anwendungsbeispiel bedeutet dies:

Der Großhandel hält ein Btx-Terminal ständig angeschaltet. Bei monatlich 140 Stunden Anschaltzeit (7h/Tag entsprechen 12,19 Mark) resultieren Kosten von 243,80 Mark. Die Handelsvertreter zahlen je Transaktion die Telefongebühr und bei Mitteilungen (Bestellungen) zusätzlich 40 Pfennig pro Vorgang.

Bei einem Mittelwert von zehn Abfragen und drei Bestellvorgängen täglich ergeben sich folgende Gebühren:

- Telefon zirka 15 Einheiten 3,45 Mark

- Mitteilungsgebühren 1,20 Mark.

Zusammenfassend belaufen sich die Kosten bei jedem Handelsvertreter auf 101 Mark monatlich. Dieser Betrag allein entspricht etwa der monatlichen Modemmiete anderer DFÜ-Dienste.

Da der Handelsvertreter sein Bildschirmtext-Gerät auch noch für andere Transaktionen nutzen kann zum Beispiel Bestellungen bei anderen Lieferanten, Home-Banking und ähnlichem), ergibt sich bei dieser Lösung noch ein Zusatznutzen.

Auf den Großhandel als Träger des Gesamtsystems kommen naturgemäß höhere Kosten zu, sie belaufen sich auf zirka 1150 Mark monatlich. Bei einer großen Zahl täglicher Transaktionen und hohem Pflegeaufwand wird jedoch unter Umständen auch bald der Punkt erreicht, bei dem der Anschluß eines eigenen Rechners an Btx ökonomisch sinnvoll erscheint. Die HW/SW-Anschaffungskosten betragen unter Umständen aber zur Zeit noch mehr als eine halbe Million, so daß die Nutzung der Btx-Zentralen einen vergleichsweise preiswerten Einstieg in die Datenfernübertragung und -verarbeitung ermöglichen.

Alternativ zu der hier vorgestellten Btx-Anwendung wäre eventuell die Nutzung des öffentlichen Fernsprechnetzes zur Datenübertragung mittels Akustik-Koppler denkbar. Diese Lösung erfordert aber bei der Großhandlung einen Rechner mit geeignetem Programm und mehreren "Telefoneingängen" zudem müssen entfernte Teilnehmer hohe Fernsprechgebühren zahlen. Es wird schnell ersichtlich, daß die Btx-Lösung kostengünstiger ist.

Festzuhalten bleibt, daß die Btx-Gebührenstruktur zwar unbedingt anwendungsbezogen überprüft werden muß, in vielen Fällen aber Kostenvorteile gegenüber klassischen Lösungen bestehen.