Rechenzentrum hilft bei ersten Gehversuchen:

Btx-Rechnerverbund "outhouse or inhouse"

10.12.1982

Das Hamburger Rechenzentrum Tele-Dataservice GmbH bietet die Möglichkeit, noch während des Btx-Feldversuchs im "Huckepack-Verfahren" mit den ersten Gehversuchen zu beginnen, ohne die hauseigene EDV damit zu belasten. Der Telekommunikationsrechner stellt für das jeweilige Vorhaben notwendige Ressourcen bereit und gibt sich dem Anwender gegenüber wie ein firmeneigener externer Rechner.

Ferner hilft der Dataservice bei der Entwicklung der benötigten Software, die dann später als ausgetestetes System in den Btx-Dienst übernommen werden kann. Die Hamburger Softwaregruppe entwickelte auf Basis einer VAX 11/730 von Digital ein Softwarepaket für den Btx-Rechnerverbund mit Inhouse-Optionen. Dieses Softwarepaket "Btx-KOS" wurde für den Btx- Rechnerverbund konzipiert und für Inhouse-Anwendungen weiterentwickelt.

Es gestattet den Zugriff auf den eigenen Rechner über die Bildschirmtext-Zentrale auf der Basis Datex-P und optional den direkten Zugang über die private Telefonanlage. Ein fester Bestandteil der Planungen ist die Umstellung auf den Btx-Dienst und die damit verbundene Veränderung des Kommunikations-Protokolls und der Darstellungsmöglichkeiten auf solche Weise durchzuführen, daß der Rechnerverbundbetrieb quasi übergangslos weiterlaufen kann. Geschlossene Benutzergruppen, Btx-Movies oder Anbindung von Mikrocomputern, dies sind längst genommene Hürden für das Serviceunternehmen. Dem Interessenten wird ein Btx-Präsentations-Programm, erreichbar unter *545*, im Bildschirmtext-System angeboten.

Die direkte Zielgruppe der Tele-Dataservice sind mittlere und Großanwender der gewerblichen Wirtschaft, die Btx für Datenverarbeitung oder auch als Träger ihres Informationsangebotes nutzen wollen.

Liste der Softwarekomponenten von Btx-KOS

Protokollbehandlung (BP)

Applikations-Steuerung (ASt)

Applikations-Schnittstelle (AS)

Individual-Anwendungen

Btx-Seiten Editor (BSE)

System-Steuerung (SSt)

Lokaler Mitteilungsdienst (LMD)

Statistik-Programme (StP)

Service-Programme (SeP)

In dieser Systemkomponente geschieht die Steuerung und Überprüfung des Dialogs zwischen der Bildschirmtext-Zentrale und dem eigenen Rechner gemäß Kommunikationsprotokoll für den Feldversuch (IOS-Schichtenmodell, später EHKP4).

Die Protokollblöcke werden auf Gültigkeit, zeitliche Folge, Format und Inhalt geprüft. Aufgetretene Fehler werden unterschieden nach Fehlern der Bildschirmtext-Zentrale und Fehlern der Applikationen. Anhand mitgelieferter Fehlercodes werden diese Fehler durch die Applikationsschnittstelle analysiert.

Sämtliche Fehler führen zu einer Eintragung in die Fehlerlogdatei. Eine Statistik über die Häufigkeit der Seitenabrufe und die Gebühren wird mitgeführt und von den Statistikprogrammen ausgewertet.

Applikationsschnittstelle

In diesem Modul werden Vorgänge abgehandelt, die Bildschirmtext-spezifisch sind und für alle Applikationen gemeinsam gelten. Dazu zählen:

- Zugriff auf Btx-Seitendatei

- Modifizieren von Btx-Seiten

- Senden von Btx-Seiten

- Laden und Senden von Folgeseiten bei Datensammlung

- Erstellung und Auswertung von Protokollblöcken.

Die Kommunikation mit der Protokollbehandlung (PB) einerseits und der Applikationen andererseits erfolgt über Prozeßkommunikation (Task-Kommunikation) über Operations- und Returncodes.

Ein Appendix der Applikations-Schnittstelle in den einzelnen Applikationen bezieht sich auf Btx-spezifische Vorgänge, die für jeden Anwender gesondert festzulegen sind. Die einheitliche Applikation muß nur den Input und daraus resultierenden Output - unabhängig von Btx-Formaten - verarbeiten. Die Applikations-Schnittstelle verhält sich also quasi wie ein Terminal.

Die Applikationssteuerung (ASt) steuert den Gesamtablauf einer Session und startet die jeweils geforderten Applikationen an. Sie kommuniziert über die Applikationsschnittstelle (AS) mit der Protokollbehandlung (PB).

Die ASt prüft beim Verbindungsaufbau einer Session mittels der Zugangskontrolltabelle (ZKT) die Zugangsberechtigung (Nummer der Übergabeseite und Paßwort). Daraufhin erfolgt entweder die Ablehnung oder Bestätigung des Verbindungsaufbauwunsches. Je nach Festlegung in der ZKT wird ein Menü gesendet, über das dann Applikationen gestartet werden, oder aber direkt mit einer Anwendung begonnen. Beim späteren Austesten von Applikationen wird in der Programmtabelle (PT) über die Benutzergruppe und Benutzerberechtigung die Zugriffserlaubnis überprüft, so daß eine hierarchische Zugriffsstruktur gegeben ist.

Ferne kontrolliert und führt die ASt den Wechsel von einer Applikation zur anderen durch. Bei Sessionende geht die ASt wieder in den Anfangszustand über und erwartet eine neue Verbindungsaufbau-anforderung.

In der ASt ist optional eine Schnittstelle zur Rechnerkommunikation vorgesehen, um auch Anwendungen auf einem angeschlossenen Rechner kontrollieren zu können (Konzept eines Btx-Front-End).

Btx-Seiten-Editor

Der Btx-Seiten-Editor (BSE) dient der Erstellung, Änderung und Speicherung von Ein- und Ausgabemasken im Btx-gerechten Darstellungsformat. Er entspricht in der Handhabung weitgehend dem Editor der Bildschirmtext-Zentrale und erlaubt den Anschluß und die Verwendung von handelsüblichen Btx-Editiergeräten. Damit steht dem Benutzer aller Komfort dieser Geräte zur Verfügung.

Der BSE gestattet darüber hinaus die Definition von Ausgabefeldern und Eingabefeldern einschließlich Tabulatoren und Promptzeilen, die speziell für den Btx-Rechnerverbund unerläßlich sind. Die Speicherung der Seiten erfolgt in Formaten, die im Protokoll für den Btx-Rechnerverbund im Feldversuch maßgeblich sind und die daher keine nachträgliche Umsetzung erforderlich machen.

Beim Erstellen einer Btx-Seite durchläuft der Benutzer maximal fünf Arbeitsschritte:

- Ausfüllen der Optionsformate (Editiervorspann)

- Erstellen des sichtbaren Teils der Seite (Bildbereich)

- Festlegen der Ausgabefelder (Mischbereich)

- Definieren der (Eingabe-)Felder (Feldbereich)

- Herstellen der Promptzeiten und Angeben der Tabulatoren (Hinweisbereich)

Für den Aufbau von Btx-Seiten, die sich nicht zeilenweise aufbauen sollen, sondern präzise, so wie sie erstellt wurden (das heißt einschließlich der Cursor-Steuerungsfunktionen), existiert ein separater Editor. Ähnlich wie auch im englischen Prestel-System lassen sich also über diesen Editor Btx-Movies oder dynamische Schriftzüge erstellen, um damit die noch vorhandene Statik im Bildschirmtext-System ein wenig aufzulockern.

System-Steuerung

Die System-Steuerung erlaubt die Einrichtung und Pflege aller Tabellen und Dateien, die für ein ordnungsgemäßes Funktionieren von Btx-KOS verantwortlich sind.

Folgende Parameter sind hierbei zu berücksichtigen:

- Zugangsberechtigung, das heißt gültige Paßworte und Übergabeseiten sowie Zuordnung und Benutzergruppen und Festlegung der Benutzerberechtigung

- Art des Dialogbeginns, das heißt entweder mit einem Menü oder mit einer Applikation

- Standard-Schlußseite

- Vorhandene Applikationen, die Keys sowie deren Zugriffsrestriktionen (Benutzergruppen und Benutzerberechtigung)

- Anzahl der Leitungen (PVC) je Benutzergruppe

- Kurzimpressum für die vorhandenen Leitseiten

Lokaler Btx-Anschluß

Für das Testen neuer Applikationen simuliert diese Komponente die Bildschirmtext-Zentrale unter Zuhilfenahme eines Datensichtgerätes gegenüber einem externen Rechner derart, daß der lokale Zugang genauso wie über den normalen Datex-P abgehandelt werden kann.

Lokaler Mitteilungsdienst

Dieser Mitteilungsdienst ermöglicht es, Btx-Anbietern sowie auch Btx-Teilnehmern unter Angabe der Systemnummer des Empfängers auf elektronischem Wege Briefe zu schreiben. Diese Komponente ermöglicht es natürlich auch, vorher erstellte Empfängerlisten zu nutzen, die nach unterschiedlichen Kriterien zusammengestellt werden können. Empfänger, die auf diesem Wege nicht erreicht werden konnten (weil sie zum Beispiel zur Zeit keine Mitteilung empfangen möchten), werden auf Dateien zwischengespeichert, um nachbearbeitet werden zu können.

In dieser Komponente werden die Logdateien ausgewertet, um automatisch Aussagen über Zugriffshäufigkeit auf Btx-Seiten, Dialogdauer, Zeitverhalten der Teilnehmer, Spitzenauslastung etc. in statistischer Form zur Verfügung zu stellen,

Service-Programme

Bei der täglichen Arbeit mit Bildschirmtext haben sich einige Tätigkeitsbereiche herauskristallisiert, die mit dieser Programmkomponente rationell bearbeitet werden können.

Wer an Bildschirmtext als Informationsanbieter teilnimmt, wird den Nutzen zum Beispiel einer schriftlichen Dokumentation seines Btx-Programmes zu schätzen wissen. Einzelne Btx-Seiten oder auch ganze Btx-Hierarchien können gezielt gespeichert und ausgedruckt werden.

Bestellungen oder Mitteilungen die auf einem Extraspeicher in der Bildschirmtext-Zentrale gehalten werden können automatisch erfaßt und anschließend ausgedruckt oder durch angeschlossene Applikationsprogramme weiterverarbeitet werden. Denkbar wären an dieser Stelle zum Beispiel Ordersatzsysteme, Lagerbestandsführungen etc....