Cept - Tel - Bewerber setzen sich in Szene

Btx: Low - cost -Endgeräte für den Massenmarkt

01.07.1988

MÜNCHEN/STUTTGART (sch) - Mit vereinten Kräften versuchen die Deutsche Bundespost und führende Telekom - Anbieter den Btx - Markt zu beleben: Sie gaben sich mit Produktions-, Marketing- und Vertriebs - Kooperationen in den letzten Wochen die Tür in die Hand.

Der Schlüssel zum Erfolg soll das Cept - Tel in einer Preislage von unter 1000 Mark (Einkaufspreis der Post zirka 500 Mark) werden, für das die Bundespost 1987 eine europaweite Ausschreibung über 300 000 Geräte veröffentlichte. Als Hersteller sind Siemens, Nixdorf, Telenorma, Bosch, Loewe, PKI, SEL und Amper aus Spanien im Spiel. Wie kürzlich über vwd verlautete, wollen Siemens, Bosch und Nixdorf beim Angebot des Cept - Tels mit der Post kooperieren. Die drei Unternehmen hätten getrennte Offerten für die Post - Ausschreibung abgegeben, sie würden jedoch ein und dasselbe Gerät auf den Markt bringen. Das Innenleben der Systeme wolle Siemens, Gehäuse sowie tastatur ein fernöstliches Werk der Bosch - Tochter Blaupunkt beisteuern. Nixdorf werde sich bei der Zusammenarbeit auf den Vertrieb beschränken.

Benutzerfreundliche Zugangstechnik

Loewe soll sich nach Angaben des Fachorgans "Bildschirmtext Aktuell" beim Cept - Tel wie beim Multitel 21 auf ein gemeinsames Vorgehen mit Hagenuk verständigt haben. Ungeklärt ist es jedoch bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch, ob bei einem entsprechenden Angebot der Bundespost über einen Auftrag zur Produktion der Low -cost - Geräte Hagenuk das Telefon -Teil und Loewe Opta die Btx -Einheit erstellen soll.

Die Standard Lorenz AG aus Stuttgart, die kürzlich ein Pressegespräch zum Thema Bildschirmtext als Massendienst anberaumte, rechnet für ihr Angebot mit einer Losgröße zwischen 110 000 und 150 000 Stück und hält Cept - Tel - Preise von unter 500 Mark für möglich. Marketingleiter Wolfgang Peters führte auf der Veranstaltung aus, daß "sich bei Beachtung bestimmter Gegebenheiten der Erfolg von Minitel in Frankreich auch in Deutschland unternehmerisch durchsetzen wird. "

Die bei SEL angestellten Überlegungen basieren zum einen auf dem Erfolg des französischen Teletel - Systems in Frankreich und zum anderen auf Untersuchungen des Consulting - Unternehmens Booz Allen & Hamilton Inc., Düsseldorf, über Heim-, Informations- und Dialogsysteme in Europa. Für letzteren Bereich hält die Unternehmensberatung ein Marktvolumen von vier bis fünf Milliarden Mark bis einschließlich 1990 für realistisch und möglich.

Um dem Dienst die ursprünglich zugedachte Popularität doch noch zu verschaffen, bedarf es jetzt laut Booz Allen & Hamilton Inc. und SEL einer konzertierten Aktion von Post Inhalte- und Diensteanbietern. Aus der Sicht von Peters kommt es besondere darauf an, die von der Schwesterfirma Alcatel - CIT entwickelte kostengünstige, einfache und benutzerfreundliche Zugangstechnik zu nutzen, die mit geringem technischen Aufwand an das deutsche Fernsprech- und Datex - P - Netz adaptiert werden könne. Der Marketingleiter: "Es ist gemeinsam mit der Deutschen Bundespost zu prüfen, inwieweit die Vorteile dieses Konzeptes mit der vorhandenen Technik realisiert werden können oder ob parallel zum existierenden System eine Einfachtechnik für den Massendienst eingeführt werden sollte." Zudem müsse für eine simplere Gebührenerfassung gesorgt werden; einen entsprechenden Vorschlag wolle SEL vorlegen.

Was den SEL zufolge "vorbildlichen" französischen Markt betrifft, so sind dort heute insgesamt 3,7 Millionen Terminals installiert; monatlich kommen rund 60 000 dazu. Die Minitels wurden über 50 Millionen Stunden genutzt. Inzwischen gibt es 7000 Teletel - Dienste.

Im Hinblick auf die Cept - Tel - Ausschreibung geht die Deutsche Bundespost davon aus, daß es wahrscheinlich zu einer Splittung des Auftrags kommt. Allerdings dürfte nach der Einschätzung von Eric Danke, Referatsleiter Btx im Bundespostministerium, kaum ein kleineres Los als 100 000 Geräte des insgesamt 300 000 Stück umfassenden Auftrags an eine Firma vergeben werden. Bei zu kleinen Einheiten seien die Entwicklungs-, Material- und Herstellungskosten zu hoch, um einen realistischen Endgerätepreis zu erzielen. Danke zum Fachorgan "Bildschirmtext Aktuell": "Es kann nicht im Interesse der Post liegen, zu viele verschiedene Endgeräte auf dem Markt zu haben, da ja auch alle mitgewartet werden müssen."