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BT-Group: Vorbild für den Telekom-Umbau?

18.05.2007
Der britische Carrier wächst kontinuierlich und schafft damit eine gute Basis für das künftige Geschäft ohne eigene Infrastruktur.

Die BT-Group hat in den ersten drei Monaten dieses Jahres ihren Umsatz um drei Prozent auf 5.3 Milliarden Pfund (7.75 Milliarden Euro) verbessert. Das Ebitda legte ebenfalls um drei Prozent auf 1.5 Milliarden Pfund (2.2 Milliarden Euro) zu. Im Gesamtjahr 2006/2007 wuchs die BT Group um vier Prozent auf 20.2 Milliarden Pfund (29,5 Milliarden Euro). Der Gewinn vor Steuern schnellte um 22 Prozent auf 2,5 Milliarden Pfund (3,66 Milliarden Euro) hoch. Das Unternehmen mit Sitz in London möchte eine um 27 Prozent höherer Dividende von 15,1 Pence zahlen.

Mit diesen glänzenden Zahlen beendet Chairman Sir Christophe Bland seine Amtszeit. Er kam vor sechs Jahren zu BT, als das Unternehmen wirtschaftlich daniederlag. "Auf zwanzig aufeinander folgende Quartale Wachstum kann Bland verweisen, auf gesunkene Schulden, einen Pensionsfonds mit Überschuss und nicht zuletzt auf die zurückeroberte Marktführerschaft im Geschäft mit schnellen Internet-Zugängen", schrieb das "Handelsblatt" anerkennend. Auf die Frage nach dem Erfolgsrezept im Vergleich zu den Konkurrenten France Télécom und Deutsche Telekom antwortete Bland, man leide nicht unter der Erblast eines staatlichen Anteilseigners. Mit Blick auf die großen Anteile, die Frankreich und Deutschland noch an den Carriern halten, ergänzte er: "Man denkt, es ist ein Schutz, aber tatsächlich ist es ein Fluch."

Gemeinsam mit seinem Vorstandschef Ben Verwaayen hat Bland die BT Group saniert, obwohl sie 2002 auf Geheiß der Regulierungsbehörde Oftel den florierenden Mobilfunkbereich MMO2 abstoßen mussten. Er gehört heute zum O2-Konzern beziehungsweise Telefónica. Notgedrungen mussten sie sich auf das problematische Festnetzgeschäft und IT-Dienstleistungen konzentrieren. Beide Segmente sind heute Basis des Erfolgs. Demnächst wird BT nach willen der Regulierungsbehörde auch das Infrastrukturgeschäft in eine eigene Tochter ausgliedern müssen. Sie muss sämtlichen britischen TK-Anbietern ihre Netzbetriebsdienste anbieten. "Wir werden der erste Telekomkonzern sein, der keine Netzsparte mehr hat", sagte Verwaayen dem "Handelsblatt". BT werde künftig als Softwarefirma arbeiten. Der Privatkunde soll BT als Lieferanten von Unterhaltung sehen, der Geschäftskunde als Anbieter von Komplettlösungen für Kommunikation und Informationstechnologie. Dafür scheint BT gut gewappnet.

Während BT mit der Verknüpfung von IT- und TK-Leistungen Erfolge verzeichnet, scheint die Deutsche Telekom unter der Konvergenz zu leiden. Die Geschäftskundensparte T-System beklagt beispielsweise seit langem den Preisverfall für TK-Dienste. Die Ziel, die weltweite Marktführerschaft für ICT-Services (integrierte IT- und TK-Dienste) auf Basis von VoIP (Voice over IP), ist formuliert, die Umsetzung steht noch aus. Zu lange hat T-Systems mit Rücksicht auf das traditionelle TK-Geschäft des Mutterkonzerns mit den VoIP-Einstieg gewartet. Anders als BT setzt die Deutsche Telekom auf das gut laufende Mobilfunkgeschäft und auf eine eigene Netzinfrastruktur. Die IT-Dienstleistungen rutschen dagegen künftig an den Rand des Kerngeschäfts.

Die angekündigte Partnersuche von T-System betrachtet BT offenbar gelassen. Eine mögliche Übernahme schloss das Unternehmen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters aus. "Natürlich sind wir an den großen Kunden von T-Systems interessiert", sagte BT-Deutschland-Chef Jan Geldmacher. "Das heißt aber nicht, dass wir T-Systems übernehmen müssen." (jha)