BSA: Mitarbeiter sollen Raubkopien petzen

08.08.2007
Auslöser für die Aktion der Business Software Alliance (BSA) ist der Anstieg der deutschen Piraterierate auf 28 Prozent im Jahr 2006.

Nachdem es dem Lobbyverband der Softwareindustrie in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist, die Piraterierate in Deutschland zu senken, fährt die Business Software Alliance nun schwerere Geschütze auf. Im Rahmen der Kampagne "Raubkopierer bereichern sich auf Ihre Kosten" fordert die BSA Firmenmitarbeiter dazu auf, Arbeitgeber, die Raubkopien einsetzen, anzuzeigen. Dazu hat die BSA, der Softwarehersteller wie Adobe, Microsoft, SAP und Symantec angehören, eine eigene Website eingerichtet (www.legalesoftware.de), auf der die entsprechenden Anzeigen an den Verband weitergeleitet werden können. Um Missbrauch vorzubeugen, verlangt die BSA allerdings umfassende persönliche Angaben des Informanten. Alle Mitteilungen würden jedoch streng vertraulich behandelt, heißt es.

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Auslöser für die Aktion ist der Anstieg der deutschen Piraterierate auf 28 Prozent im Jahr 2006. Diesen Trend führen die Verbandsverantwortlichen in erster Linie auf das "mangelnde Unrechtsbewusstsein in bestimmten Unternehmenskreisen" zurück. Damit räumt der Verband allerdings indirekt ein, mit seiner bisherigen Strategie gescheitert zu sein. "Wir haben in den letzten beiden Jahren vor allem Aufklärung betrieben und Hilfestellungen gegeben", sagte BSA-Direktor Georg Herrnleben. "Angesichts der gestiegenen Piraterierate müssen wir annehmen, dass es gleichwohl zahlreiche Unternehmer gibt, die auf den Einsatz illegaler Software vertrauen und den damit verbundenen Rechtsbruch in Kauf nehmen."

Laut der jüngsten Pirateriestudie, die das Marktforschungsinstitut IDC im Auftrag der BSA anfertigt, lag 2006 der weltweite Anteil illegal eingesetzter Software bei 35 Prozent und stagnierte damit im Vergleich zum Vorjahr. Die damit verbundenen Verluste für die Softwarekonzerne stiegen allerdings von knapp 34,5 auf rund 39,6 Milliarden Dollar. Hierzulande ergibt sich bei einer Piraterierate von 28 Prozent (Vorjahr 27 Prozent) ein Umsatzausfall von 1,6 Milliarden Dollar (Vorjahr: 1,9 Milliarden Dollar). Damit liegt Deutschland weltweit auf dem siebten Rang hinter den USA, China, Frankreich, Russland, Japan und Großbritannien. Insgesamt mussten überführte Firmen in Deutschland 2006 über 1,1 Millionen Euro für Schadenersatz und Nachlizenzierung berappen.

Der Einsatz unlizenzierter Software schädige die deutsche Wirtschaft insgesamt, klagen die BSA-Verantwortlichen. Bis 2009 könnten rund 30 000 neue Arbeitsplätze entstehen sowie 3,6 Milliarden Euro mehr Steuereinnahmen in die Staatskassen fließen, sollte es gelingen, die Piraterierate auf zehn Prozent zu drücken.

Die Softwarehersteller ziehen alle Register, um den illegalen Einsatz ihrer Produkte zu verfolgen. In den USA hat die BSA mittlerweile Prämien von bis zu einer Million Dollar ausgesetzt. Jeder, der illegale Machenschaften aufdecke, könne einen Teil des Kopfgelds einstreichen. (ba)