Brutalstmögliches Outsourcing

29.09.2006
Neulich in den Nachrichten: Wir hatten - völlig distanziert und unaufgeregt selbstredend - berichtet, dass der Aufsichtsrat von Siemens beschlossen hat, die Gehälter seines Managements um 30 Prozent zu erhöhen. In Anbetracht der Tatsache, dass sich der Kurs der Aktie des bayerischen Unternehmens von Anfang Mai 2006 bis heute um 25 Prozent reduziert hat, eine angemessene Geste, wie wir finden.

Die Stimme des Volkes empfindet da offensichtlich anders: Auf unseren Artikel erhielten wir Meinungsrückmeldungen, zu gut Deutsch Feedbacks, deren Stimmungslage eindeutig zu interpretieren war. "Wann fangen wir mal in Deutschland an, das Management auszusourcen?", fragte jemand, der dann auch gleich vorrechnete, dass den Führungskräften "in Billiglohnländern locker ein Zehntel des Verdienstes reicht, den sie hier in Deutschland kassieren".

An dieser Idee - insbesondere an deren finanzieller Argumentation - ist durchaus etwas dran. Für den Fall, dass sich der Gedanke unseres Lesers durchsetzen sollte, könnten dann endlich auch Bosse wie der Ex-Vorstandsvorsitzende von Infineon, Ulrich Schumacher, ohne Gewissensbisse den variablen Anteil ihres Gehalts in Form von Bestechungsgeldern erhöhen. Denn in Niedriglohnregionen braucht man ja bei weitem nicht so tief in die Tasche zu langen, um das Steckenpferd deutscher Industriekapitäne vom Schlag eines Schumacher oder seines Spezls Andreas von Zitzewitz zu alimentieren. In diesen Lowcost-Regionen dürften Wirtschaftsfürsten mit Beträgen, die im Peanuts-Bereich liegen, genehm gestimmt werden können.

Fühlt sich die Führungskraft zufrieden stellend entlohnt, dann gilt: Happy Manager, happy Firma. Eine klassische Win-Win-Situation also. Man muss nur seine Leser fragen.