Europäische kontra US-amerikanische DV-lndustrie:

Brüsseler Geld rein - Gewerkschaften raus

22.02.1980

PARIS (to) - "Die Ökonomie ist nicht immer sehr angenehm", erkannte Christopher Layton von der EG-Kommission bei der Festveranstaltung der CII Honeywell Bull und: "Die Datenverarbeitung muß systematisch und effektiv betrieben werden." Zwei Probleme wollte Layton damit ansprechen, nämlich eine ausreichende Schulung auf dem Sektor der DV sowie die innereuropäische Zusammenarbeit der DV-Industrie, um den "Schlüssel der Zukunft" selber in der Hand zu behalten und ihn nicht an Amerika zu verlieren.

Die EG sieht nach den Worten von Layton ihre Aufgabe darin, die Wege für europäische Standards auf Länderniveau zu ebnen, ähnlich wie mittlerweile die Arbeit im Telekommunikationsfeld vorangetrieben wird. Gemeinsame Betriebssysteme und Minicomputerdesigns, Sprachabstimmungen und Peripheriepolitik sollen wesentliche Ansatzpunkte für eine Stärkung der europäischen Industrie gegenüber der anderer Kontinente sein.

Auf eine Frage der COMPUTERWOCHE am Rande der Veranstaltung, woher die nötigen Finanzen für einen solchen Start kämen, antwortete Layton: "Die Industrie soll nicht vergessen, daß solche Projekte im Endeffekt Geld sparen. Zweifellos werden in der Entwicklungsphase größere Beträge benötigt. Wir werden uns dann im einzelnen die anstehenden Probleme ansehen und entscheiden, ob gewisse Zuschüsse nötig werden. Wir müssen dann Prämissen setzen. Die EG hat nicht die gleichen finanziellen Mittel zur Verfügung wie das Pentagon. Sind es bei uns etwa acht bis zehn Milliarden Dollar so sind es in Amerika etwa 200. Doch wenn das Pentagon hilfreich bei gewissen Situationen eingreift, müssen wir uns überlegen, inwiefern die europäische Wirtschaft gefährden, wenn wir nicht irgendwie reagieren."

Ähnlich äußerte er sich in seiner of offiziellen Ansprache: "Wenn das Pentagon in eine Sache Geld hineinsteckt, wäre es eine gute Möglichkeit, in die selbe Sache zu investieren, um uns nicht das Ruder aus der Hand nehmen zu lassen. So könnten wir es schaffen, daß wir in der Entwicklung die Vereinigten Staaten auf einen einen oder anderen Sektor schlagen."

Daraufhin wollte die COMPUTERWOCHE von Layton wissen: "Wenn die Gewerkschaften, wie sie ja vernehmlich fordern, wirklich Einfluß auf die Industrie nehmen derart, daß sie gewisse Entwicklungen zeitlich hemmen können, steht das nicht Ihren Plänen entgegen?"

Laytons Antwort "Solche Forderungen sind mir noch nicht vorgelegt worden ."CII HB-Chef Jean-Pierre Brulé antwortete auf die gleiche Frage: "Einen solchen Einfluß werden die Gewerkschaften ganz einfach nicht bekommen. Ich halte das für undenkbar."