Mini-Marktführer Digital Equipment setzt auf jüngstes Mitglied der 32-Bit-Familie:

Brot-und Butter-VAX soll DEC-Zukunft sichern

17.05.1985

MÜNCHEN (rs) - Große Erwartungen knüpft Digital Equipment an die neuangekündigte MicroVAX II: Das System, das DEC zufolge annähernd die Rechnerleistung einer VAX-11/780 hat und ab 80 000 Mark zu haben ist, soll mittelfristig 20 Prozent des Konzernumsatzes (weltweit) sichern.

Die MikroVAX II, die zum "Brot - und - Butter" - Produkt für das Unternehmen werden soll, basiert nach Angaben des Herstellers auf einem von Digital Equipment selbst entwickelten Chip und bringt rund 90 Prozent der CPU-Leistung einer VAX11/780. Das neue System arbeitet unter den Betriebssystemen MicroVMS, der Unix-Version Ultrix-32m sowie VMS-ELN für den Echtzeitbetrieb. Ferner existieren die Ethernet-Anbindung sowie Kommunikationsmöglichkeiten mit öffentlichen Netzen wie Datex-P oder -L.

Sogenannte Internet-Protokolle ermöglichen die Kopplung der neuen MicroVAX an die Netze anderer Hersteller wie IBM 2780/3780 und 3271. Ein gleichfalls von DEC neuentwickelter Chip für Gleitkommaoperationen soll eine fünfzigmal schnellere Bearbeitung derartiger Befehle ermöglichen als bei konventioneller Verarbeitung.

Als neue Systemkomponente der MicroVAX II bietet Digital Equipment eine optische Speicherplatte mit einer Kapazität von 600 Megabyte an. Einsatzmöglichkeiten für diese ROM-Platte sieht der Hersteller dort, wo Informationen in Form von Katalogen, Handbüchern, Preislisten, Bibliotheken, technischen Beschreibungen oder Konstruktionszeichnungen vorliegen.

Zunächst bringt Digital Equipment vier Systemvarianten des neuen Systems, dessen Preis bei 80 000 Mark beginnt, auf den Markt:

- eine Arbeitsstation, die an ein lokales Ethernet-Netza angeschlossen werden kann;

- ein Mehrplatzsystem für Einsteiger, das vier Anwender unterstützt;

- eine Konfiguration für acht Anwender, die mit einem größeren System vernetzt wird, und

- ein System für 20 und mehr Benutzer, das lokal große Festspeicherkapazitäten verwalten kann.

Bei allen Systemen läßt sich die Hauptspeicherkapazität auf neun Megabytes erweitern.

DEC will mit diesem Rechner in einen Marktbereich vordringen, der von der International Data Corporation (IDC) für 1986 auf rund zwei Milliarden Mark geschätzt wird. Nach der Diebold-Klassifizierung hat der von DEC anvisierte Markt einen Wert von etwa 2,5 Milliarden Mark bei jährlichen Wachstumsraten zwischen 30 und 35 Prozent. Digital Equipment hält hier im 50 000- bis 250 000-Mark-Bereich (Diebold-Klassen 3 und 4) einen Anteil von derzeit acht Prozent. Mit dem neuen Produkt strebt der Mini-Marktführer eine Verdoppelung dieses Anteils an.