Telekom will Anteile bei Sprint momentan nicht aufstocken

British Telecom schwingt sich zum Global Player auf

08.11.1996

Während die Allianzen "Worldcom" mit AT&T und Unisource sowie "Global One" mit der Deutschen Telekom AG, France Télécom und Sprint noch in den Kinderschuhen stecken, ist "Concert" mit BT und MCI schon wieder einen Schritt voraus. Nachdem das Duo bereits 1994 von den offiziellen Stellen in den USA und Europa die Genehmigung für sein Joint-venture erhielt, holt BT nun zum großen Schlag aus. Der Carrier von der Insel möchte sich nach gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit Cable & Wireless jetzt seinen US-Partner MCI einverleiben. Entsprechende Pläne gaben BT-Chef Peter Bonfield und sein MCI-Pendant Gerry Taylor offiziell bekannt.

Vorausgesetzt, der Deal kommt zustande, entsteht mit Concert - so soll das neue Unternehmen dann heißen - der viertgrößte TK-Anbieter der Welt nach AT&T, der japanischen NTT und der Deutschen Telekom AG. Experten rechnen den Umsatz auf rund 60 Milliarden Mark pro Jahr hoch. Weltweit würde die Company etwa 43 Millionen Geschäfts- sowie Privatkunden in 70 Staaten zählen und 182000 Personen beschäftigen.

Mit der Übernahme verfolgt BT drei wesentliche Ziele: Erstens würden die Briten, die immer etwas im Schatten der Deutschen Telekom und France Télécom standen, mit diesem Coup zu einem mächtigen Global Player. Zweitens wäre keiner der Konkurrenten in der Lage, sich bei MCI einzukaufen und damit die internationalen Geschäfte der Concert-Allianz zu torpedieren. Drittens könnte das finanzstarke Unternehmen BT seinen Partner MCI stärken. Die Amerikaner benötigen nach der Liberalisierung der regionalen TK-Märkte in den USA Hilfestellung, wollen sie sich ein gutes Stück dieses lukrativen Business sichern. In ihren Heimmärkten werden beide Unternehmen übrigens auch künftig mit dem gewohnten Namen auftreten.

Die Übernahme dürfte BT rund 22 Milliarden Dollar kosten und wäre damit eine der größten Fusionen aller Zeiten. Vor vier Jahren hatten die Briten bereits 4,3 Milliarden Dollar für die Beteiligung an MCI bezahlt. Geht es nach dem Willen von BT-Chairman Sir Iain Vallance, soll der Kauf bis Ende 1997 über die Bühne sein und die 2,5 Millionen BT-Aktionäre dann 66 Prozent der Anteile an Concert halten, die MCI-Aktionäre 33 Prozent.

Vieles deutet jedoch darauf hin, daß die Hoffnung von Vallance, den Deal rasch durchzuboxen, zu optimistisch ist. Sowohl in den USA als auch in Europa ist der Merger zustimmungspflichtig. Als stärkstes Hindernis für BT dürfte sich dabei ein US-Gesetz erweisen, das ausländischen Investoren eine maximale Beteiligung von 25 Prozent an einer amerikanischen Company erlaubt. Für BT wurde mit mittlerweile 35 Prozent ohnehin schon eine Ausnahme gemacht. Ob eine erneute "Lex BT" geschaffen wird, ist mehr als fraglich.

In Bonn mag man beim BT-Konkurrenten Telekom jedenfalls nicht so recht daran glauben und gibt sich zumindest nach außen gelassen. Von der COMPUTERWOCHE auf den Deal angesprochen, sagte ein Sprecher: "Wir werden in aller Ruhe abwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Schließlich gibt es in den USA ein geltendes Gesetz." Die Telekom sieht in dem BT-Vorhaben jedoch auch ein Indiz für die Dynamik dieses Marktes und die Tendenz zur Globalisierung der Geschäfte. Zur Zeit, so der Sprecher, sei eine größere Beteiligung an Sprint aber kein Thema.