British Telecom kauft Infonet

09.11.2004
TK-Hochzeit soll das Dienstleistungs-Geschäft stärken.

Die British Telecom (BT) Group Plc. will mit der Akquisition der Infonet Services Corp. ihre Position als Dienstleister für Firmenkunden stärken. Angesichts rückläufiger Geschäfte im klassischen Festnetzbereich und im Privatkundensektor waren entsprechende Schritte im Servicemarkt bereits seit längerem erwartet worden. BT-Chef Ben Verwaayen sagte: "Die Übernahme ist Teil unseres Plans, aus BT einen auf Informationstechnologie und Netzwerke spezialisierten Anbieter zu machen."

Der Carrier lässt sich den US-amerikanischen Anbieter von Telekommunikationsdienstleistungen 965 Millionen Dollar kosten. Abzüglich der Barreserven von Infonet in Höhe von 390 Millionen Dollar ergibt sich ein reales Gesamtvolumen des Deals von 575 Millionen Dollar. Die Aktionäre bekommen 2,06 Dollar je Infonet-Papier. Das bedeutet eine Prämie von 23 Cent gegenüber dem Durchschnittskurs von 1,68 Dollar während der zurückliegenden drei Monate. Die sechs größten Aktionäre des im kalifornischen El Segundo beheimateten Dienstleisters, die 97 Prozent der Stimmrechte auf sich vereinen, haben bereits ihre Zustimmung signalisiert.

Mit der Übernahme von Infonet stärken die Briten vor allem ihre Präsenz in den USA sowie im asiatischen Raum. Allerdings hat auch das US-Unternehmen, das derzeit 1800 Firmenkunden bedient, zu kämpfen. Angesichts des härter werdenden Wettbewerbs verbuchte Infonet im Ende April abgelaufenen Geschäftsjahr 2003/04 einen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 622 Millionen Dollar. Unter dem Strich blieb ein Verlust von 67 Millionen Dollar.

BT hatte zuletzt in seinem Ende Juni abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal einen Gewinneinbruch im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 657 Millionen Dollar zu beklagen. Der Umsatz reduzierte sich leicht um 0,4 Prozent auf 6,93 Milliarden Dollar.

Infonet soll der Sparte BT Global Services zugeschlagen werden. Langfristig erwarten sich die BT-Verantwortlichen deutliche Einsparungen. In drei Jahren sollen die jährlichen Kosten des kombinierten Unternehmens um 150 Millionen Dollar gedrückt worden sein. So sollen beispielsweise Überlappungen im weltweiten Netz beider Firmen sowie innerhalb der operativen und administrativen Geschäftseinheiten beseitigt werden. Wie viele Mitarbeiter dieser Umstrukturierung zum Opfer fallen werden, bleibt vorerst Spekulation.

Analysten bewerten die Pläne von BT positiv. So schrieben zwar beide Servicedivisionen Verluste, erläutert Julien Hewett, Chief Analyst von Ovum. Gemeinsam könnten die Firmen jedoch von Synergien profitieren und sich als globaler Player positionieren. Bislang habe BT kein glückliches Händchen bei seinen Expansionsplänen gezeigt. Laut Ovum haben die Briten in den Boomzeiten eine Reihe kleinerer Telekommunikationsunternehmen zu überteuerten Preisen eingekauft. 2001 scheiterte Concert, ein Joint Venture von BT und AT&T. Außerdem zogen die Briten beim Bieten um MCI den Kürzeren gegen Worldcom. Beide Seiten versuchten kurz nach Bekanntgabe des Deals, diese Bedenken zu zerstreuen. "Wir sind keine Jungfrauen, was die Integration von Plattformen und Organisation betrifft", hieß es in einer Telefonkonferenz. (ba)