Gliederung nach Unternehmensbereichen statt Regionen vorgesehen

British Telecom begegnet Kritikern mit einer radikalen Reorganisation

21.04.2000
MÜNCHEN (CW) - British Telecom (BT) strukturiert um. Damit reagiert der Konzern auf die Vorwürfe, neue Technologien zu langsam aufgenommen und den Trend zur Ausgliederung wachstumsstarker Firmenteile verschlafen zu haben.

Über drei Monate hat das Unternehmen seinen großen Wurf vorbereitet. Die Briten haben dabei verschiedene Herausforderungen zu meistern: BT muss seinen Marktanteil im eigenen Land gegen eine wachsende Konkurrenz verteidigen und seine Stellung im Ausland als Vorreiter in Sachen Datenübertragung für das Internet wiedergewinnen. Nicht zuletzt steht eine Antwort des Unternehmens auf den Trend, gewinnträchtige Geschäftszweige in eigene Firmen auszugliedern, noch aus.

Die neue Struktur des Konzerns trägt dem Rechnung. Künftig wird sie nach Unternehmensbereichen und nicht mehr regional gegliedert sein. Die fünf Wachstumsbereiche Internet, Mobilfunk, Gelbe Seiten, Datenkommunikation und internationale Großkunden werden in eigenen Einheiten zusammengefasst, um spätere Börsengänge zu erleichtern. Bei den Einheiten handelt es sich im Einzelnen um Yell (Gelbe Seiten), BT Openworld (Internet-Zugang für Privatkunden und Digital TV), BT-Wireless (Mobilfunk, auch Viag Interkom), Concert (Großkunden-Joint-Venture mit AT&T) sowie Ignite (Datenkommunikation). Als erster Teilbereich soll Yell noch in diesem Jahr an die Börse gehen. "Die Gelben Seiten sind ein verborgenes Juwel in einer großen Krone", sagte der BT-Chef Peter Bonfield.

British Telecom will außerdem als erstes europäisches Unternehmen sein Festnetzgeschäft in zwei Bereiche aufspalten. BT Retail soll künftig die direkt angeschlossenen Kunden bedienen, BT Wholesale die Großkunden, vor allem andere Telefongesellschaften, die Leitungen von BT mieten. Durch diese Teilung würden regulatorische Fragen vereinfacht und das Management stärker auf die unterschiedlichen Kundengruppen ausgerichtet.

Unter Analysten herrscht keine Einigkeit darüber, ob der Schritt fundamentale Änderungen bringe oder nur eine kosmetische Bedeutung habe. Mandeeph Singh von ABN Amro sagte, es handle sich um eine radikale Veränderung in der Steuerung des Konzerns. Die Bereiche könnten sich stärker an ihren Kunden orientieren sowie schnell und unabhängig handeln. Andere Analysten sehen dagegen keine wesentlichen Neuerungen. Die Regulierungsbehörde begrüßte jedoch die Neuordnung des früheren Monopolkonzerns.