1,2 Milliarden Mark in bar für die PDV Unternehmensberatung

Britische Logica kauft sich in deutschen Servicemarkt ein

13.10.2000
HAMBURG - Die Übernahmewelle bei den deutschen IT-Dienstleistern rollt. Rund 1,2 Milliarden Mark zahlt das britische Serviceunternehmen Logica Plc., London, für den Ausbau seines Deutschlandgeschäfts durch den Kauf von PDV. Analysten erwarten weitere Akquisitionen.

Mit der PDV Unternehmensberatung GmbH, Hamburg, hat Logica geradezu ein Schnäppchen gemacht. "Logica wird mit dem Zehnfachen seines Umsatzes gehandelt, und sie haben PDV für das Fünffache des Umsatzes gekauft - und das in bar, was unüblich ist", resümiert Richard Holway vom englischen IT-Service-Forschungsunternehmen Richard Holway Limited. Doch nicht alle Analysten stimmen dieser Bewertung zu. Den Kaufpreis hält etwa Markus Huber, Consultant bei der Meta Group Deutschland, für völlig angemessen.

Von den rund 1,2 Milliarden Mark bezahlt Logica im ersten Schritt rund die Hälfte. Diese finanziert das Unternehmen über eine Bezugsrechtsemission von eins zu zehn für 11,50 Pfund je neue Logica-Aktie. Mit den resultierenden zirka 1,5 Milliarden Mark sollen neben PDV noch zwei kleinere Firmen gekauft werden. Auf die restlichen rund 50 Prozent hat Logica eine Option, die es 2002 ausüben kann. Außerdem wird Logica auch in PDV investieren müssen. Huber: "PDV hat seinen geografischen Schwerpunkt in Norddeutschland. Die regionale Präsenz in den anderen Regionen muss nun zügig ausgebaut werden, wenn Logica in ganz Deutschland zu einem wichtigen Player werden will." Das Wachstum zu ermöglichen war nach Angaben von Hans-Jürgen Pabst, dem designierten Deutschland-Chef von Logica PDV, auch der Hauptgrund für den Verkauf.

Kleine Firmen sind bei Akquisitionen sehr attraktivDie Übernahme setzt die Reihe der Akquisitionen im deutschen IT-Service-Markt fort, die jetzt auch die kleineren Unternehmen erreicht. "Unabhängige deutsche IT-Dienstleister können ab einer bestimmten Größe allein nicht mehr wachsen", analysiert Christophe Châlons, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Pierre Audoin Conseil (PAC) in Deutschland. In den nächsten zwei bis drei Jahren, so schätzt er, werden die größten deutschen IT-Dienstleister entweder in international agierenden Serviceunternehmen aufgehen oder einen Börsengang anstreben. Elf solche Dienstleister gibt es nach PAC-Angaben. Neben PDV sind auch Schumann und Integrata mittlerweile übernommen worden. Heyde, IDS Scheer, Plaut, PSI und TDS sind börsennotiert. Nur Mummert + Partner, Materna und MSG Systeme befinden sich noch in Privathand.

Nach Ansicht von Holway stehen gerade kleinere Serviceunternehmen auf den Kauflisten: "Bei vielen Firmen sind große Akquisitionen schiefgegangen. Daher begrüßen wir die Strategie, kleine und mittelständige Firmen zu kaufen." PDV liegt in Deutschland nach PAC-Angaben auf Platz 17 der IT-Service-Unternehmen. 1999 war Logica europaweit die Nummer 26.

Als Käufer haben britische Unternehmen zur gute Zeit Karten. "Weil das Pfund im Vergleich zum Euro so hoch gehandelt wird und wegen der hohen Bewertung der IT-Service-Unternehmen an der Londoner Börse, können britische Käufer leichter andere europäische Firmen übernehmen", erläutert Holway.