500 Millionen Pfund Software-Umsatz im United Kingdom:

Briten setzen auf traditionelle Märkte

01.02.1985

LONDON (CW) - Wegen der nur zögernd betriebenen Automatisierung in der verarbeitenden Industrie Großbritanniens haben sich britische Softwarefirmen vor allem auf die Neuentwicklung von Systemen der Informationstechnologie und die Software für Verrechnungssysteme zwischen Banken und für Beratungsfirmen aller Art spezialisiert.

Auch für den Heimcomputermarkt sehen Fachleute einen Trend zu professionelleren Anwendungsformen. Insgesamt geht die Entwicklung in Richtung kompakter Softwareprogramme für spezifische Anwendungsbereiche. Diese Ansicht äußerte kürzlich Philip Hughes, Vorstandsvorsitzender des britischen Softwareunternehmens Logica plc.

Die Logica plc hatte vor einigen Jahren die Software für das Bildschirmtextinformationssystem "Teletext" entwickelt, aus dem die beiden britischen Bildschirmtextsysteme "Ceefax" (BBC) und "Oracle" (ITV) entstanden sind, und international vertrieben.

Britische Softwarefirmen haben in letzter Zeit verstärkt Programme für Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen entwickelt, meldet der Branchendienst VWD. Darüber hinaus wurden Softwareelemente und -programme für halbstaatliche Organisationen und die Erdöl- und Erdgaswirtschaft konzipiert. Zahlreiche Softwarefirmen arbeiten derzeit an der Entwicklung neuer Computer der fünften Generation. Die Regierung unterstützt Forschungsprojekte dieser Art mit Subventionen in Höhe von 25 Prozent der anfallenden Kosten

Die britischen Softwarefirmen setzen im Jahr rund 500 Millionen Pfund um und beschäftigen zirka 50 000 Personen. Nur fünf Unternehmen haben über 1000 Beschäftigte. Die Konzentration der britischen Softwareindustrie auf die Beratung resultiert aus der traditionellen starken Tradition britischer Firmen auf dem Gebiet der Rechtsberatung. Zahlreiche Softwareunternehmen arbeiten mit. dem britisch-amerikanischen Unternehmen Inmoss zusammen, das in einem neuen Mikroprocessor Design Centre in Bristol Entwurfsarbeiten für Schaltkreise durchführt .

Im Bereich der Heimcomputer ist es in den letzten Monaten in Großbritannien zu einer gewissen Marktsättigung gekommen. Die Anzahl der bis zum Ende des Jahres in britischen Haushalten installierten Heimcomputer wird von Fachleuten in London auf 4,5 Millionen Stück geschätzt. Das heißt, daß in jedem vierten Haushalt des Landes ein Heimcomputer anzutreffen ist. Die Anzahl der Geräte, die in diesem Jahr verkauft werden, wird auf zwei Millionen Stück geschätzt (Anschaffungspreis unter 500 Dollar). Für 1985 rechnen Fachhändler mit einem Absatz, der wesentlich unter dieser Menge liegen wird.

Das Softwareangebot für den Heimcomputermarkt hat sich bisher in Großbritannien nach VWD-Angaben zu rund 80 Prozent auf Spiele konzentriert. Erst in jüngster Zeit hat sich das Angebot an Softwareprogrammen für Finanzplanung, Buchhaltung oder Steuerberatung verstärkt. Fachleute geben Programmen für die Jugend- und Erwachsenenbildung besondere Chancen. Auch der Einsatz des Heimcomputers zur Kontrolle von Sicherheitsfunktionen im Haushalt (Brand, Einbruch) nimmt zu. Für die Zukunft werden auch mehr Nachfragen für Software für gewerbliche Nutzung, für Kleinbetriebe oder Hobbytätigkeiten erwartet.

Kunden der 18 000 Bürofachgeschäfte, Computerläden, Schreibwarengeschäfte und Elektrogeschäfte, in denen Heimcomputer verkauft werden, klagen zunehmend über mangelhaft ausgebildete Fachkräfte im Verkauf. Aus diesem Grund bieten zahlreiche Computerhersteller Ausbildungskurse für Fachverkäufer an. Aber auch viele Einzelhändler haben begonnen und bereiten sich auf schwierigere Marktbedingungen vor.