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"Horizont": "Zickenkrieg im Internet"

"Brigitte" & Co. legen ihren Internet-Angeboten Make-Up auf

18.03.2008
Der Markt der Frauenzeitschriften ist seit Jahren hart umkämpft, nun hat sich auch ihr Wettbewerb im Internet verschärft.

Seit Frauen-Communities den Markt aufmischen, herrscht Aufbruchstimmung bei den etablierten Titeln. Ein Auslöser war der millionenschwere Coup von Europas größtem Zeitungsverlag Axel Springer, der sich 2007 am internationalen Portal auFeminin.com (deutsche Web-Adresse: www.gofeminin.de) mehrheitlich beteiligte.

Als "Zickenkrieg im Internet" bezeichnete das Fachmagazin "Horizont" den Konkurrenzkampf unter den großen Verlagen. Denn die Marktführerin der Frauenzeitschriften, die "Brigitte" aus Europas größtem Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr, wurde vom Springer-Verlag überrascht. "Wir haben die Herausforderung sehr gerne angenommen und sind auf dem besten Weg", sagt Verlagsleiterin Julia Jäkel. Die Richtung ist auch für Chefredakteur Andreas Lebert klar: "Wir wollen gofeminin überholen." Da spielen neben dem Image auch rein wirtschaftliche Gründe eine Rolle: Je mehr "Onliner" sich auf den Seiten tummeln, desto größer die Reichweite, desto erlösträchtiger die Werbeeinnahmen.

Mit dem erworbenen Know-how im Internet und dem der eigenen Frauenzeitschriften ("Bild der Frau", "Jolie") sieht sich Axel Springer im Markt bestens aufgestellt. Einen Spitzenwert von rund 64 Millionen Page Impressions (PI), das heißt Seitenaufrufen, meldete gofeminin.de im Januar; die Mutter auFeminin.com berichtete für 2007 von 22,5 Millionen Euro Gruppenumsatz (plus 70 Prozent) bei einem Gewinn von 8,8 Millionen Euro. Springer werde die "Monetarisierung dieser Reichweite durch den Aufbau lokaler Teams und Redaktionen weiter vorantreiben", kündigte Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner in Berlin an. Schwerpunkte dabei sind Deutschland und Großbritannien. Neben Informationen unter anderem zu Mode, Beauty und Wellness haben gofeminin-Netzwerkerinnen in Foren Gelegenheit, sich über sie bewegende Themen auszusprechen - sehr freizügig auch über Sexualität.

Mit einem umfangreichen redaktionellen Konzept will "brigitte.de" dagegenhalten und den Abstand von 14 Millionen PIs (Februar) zur gofeminin-Gemeinde verringern. Schmink-Videos zeigen den richtigen Umgang mit Rouge und Lidschatten, virtuelle Kleiderschränke und eine Schuh-Ampel, die die Pantolette zum Tagesdress bewertet, sollen folgen. Eine Etappe hat die Redaktion erreicht: Bei der Nutzung redaktioneller Inhalte hat "brigitte.de" den Springer-Konkurrenten im Februar (laut IVW) eingeholt und damit seine werberelevante Daten gestärkt. "Wir müssen Print und Online noch enger verzahnen", fordert Lebert. Das Mutterblatt "Brigitte" hat 2007 mit 770.000 verkauften Exemplaren zwar leicht an Auflage verloren, aber mit Ausgaben wie "Brigitte woman" und "Balance" die Marke längst erweitert. Nun sollen die Online-Angebote für weiteren Schub sorgen.

Auch bei der Hubert Burda Media wird das Medien-Geschäft mit der Zielgruppe Frauen ausgebaut. Auf die Community "beQueen" folgte eine Beteiligung an der US-Firma Glam Media. Das Unternehmen bündelt auf seinen Plattformen mehr als 450 Online Publisher und Communities und gehört auch in Deutschland zu den reichweitenstärksten Frauennetzwerken im Internet.

"In der von der Digitalisierung getriebenen Welt wollen die Verlage natürlich auch im Internet neue Zielgruppen und Märkte erschließen, um für die Markenhersteller der Konsumgüter- und Lifestyle-Industrie als Handels- und Werbepartner attraktiv zu sein", erläutert Christoph Schneider, Geschäftsführer der abantis media. Die Firma entwickelt seit 2007 Online-Communities in den Burda-Kernmärkten Frauen und Food. "Wichtig ist, eine anspruchsvolle Plattform für Inhalt und Service-Angebote zu schaffen." Bei "beQueen" beispielsweise gestalteten die "Userinnen" mit der Redaktion gemeinsam den Inhalt. "Der Gedanke der Unverwechselbarkeit und der Zugehörigkeit spielt bei uns eine entscheidende Rolle".

Auch der Web-Auftritt der Burda-Zeitschrift "freundin" (6,0 Millionen PIs) bekam ein Make-Up. "Wir wollten eine neue Seite gestalten, die noch frischer, übersichtlicher und femininer wirkt», sagt Verlagsgeschäftsführer Henning Ecker. Er stuft Frauen-Communities nicht als direkte Konkurrenz ein: "'freundin.de' ist eine Companion-Site: eine Plattform, die das Angebot der Marke 'freundin' ergänzt und erweitert und Userinnen die Möglichkeit bietet, sich zu informieren und sich mit anderen auszutauschen." Das wachsende Video-Angebot - Kochschule, Fitness-Tipps und Beauty - erfreue sich großer Beliebtheit.

Eine weitere 14-tägliche Zeitschrift im Markt, die "Für Sie" (Jahreszeiten-Verlag), muss nach eigenen Angaben im Internet noch ihre Hausaufgaben machen. "Wir müssen noch einen eigenen Weg finden", sagt Geschäftsführer Jan Klage. Den Fokus hat der Verlag nach einem "wunderbaren Jahr zum 50. Jubiläum" (2007) mit einem Auflagenplus von 4,0 Prozent auf rund 480.000 verkaufte Exemplare auf das Heft gelegt. Lange Interviews, "die Geschichte hinter der Geschichte" und tiefergehende Informationen sollen dem Magazin mehr inhaltliches Gewicht geben, berichtete Chefredakteurin Ute Kröger. (dpa/tc)