SEL-Vorschlag für die Bundespost:

Briefe sollen elektronisch übertragen werden

03.12.1976

STUTTGART - Der Briefzustelldienst ist nicht gerade ein "gewinnträchtiger" Zweig der Deutschen Bundespost. So ist es nicht verwunderlich, wenn in regelmäßigen Abständen Verbesserungsvorschläge gemacht werden.

Interessant - wenngleich "utopieverdächtig" - ein Konzept der SEL Standard Elektrik Lorenz AG, Stuttgart: Etwa 15 bis 20 Millionen von 37 Millionen in der Bundesrepublik täglich zu befördernden Briefen sind - so SEL - nach Format und Inhalt geeignet, elektronisch übertragen zu werden. Die technische Lösung dieser elektronischen Briefübermittlung müßte demnach mit öffentlichen Eingabegeräten ( "elektronischen Briefkästen") in Postämtern arbeiten. Später könnten derartige Einrichtungen, ähnlich wie Telefonhäuschen, "im Freien" aufgestellt werden.

Briefe, durch punktweises Abtasten in elektronische Signale zerlegt, kommen in eine Speicher- und Verarbeitungseinheit. Mittels Rechnerprogramm werden dort die im Laufe eines Tages eingehenden Briefe registriert, sortiert und gespeichert. Die Übertragungsgeschwindigkeit zwischen Eingabegerät und Speicher-/Verarbeitungseinheit sollte, so empfiehlt SEL, bei 500 KBit/Sekunde liegen, was einer Abtastgeschwindigkeit von zwei Sekunden für eine DIN-A4-Seite entspräche.

Weiterer Ablauf: Die elektronischen Briefnachrichten werden an Ausgabegeräte weitergeleitet, die in den Zustellämtern stehen. Wieder "zu Papier gebracht", wird der Brief so gefaltet und verschlossen, daß nur noch der Briefkopf mit Adresse lesbar bleibt. Morgens wird er dann zugestellt, ohne daß ihn eine Menschenhand berührt hat.

SEL schätzt, daß der elektronische Briefverkehr das Fernmeldenetz zu etwa 25 Prozent beanspruchen würde. ob