Briefe

17.11.2000

Betrifft CW 44/00, Seite 7 (Kolumne): "Wie wichtig sind IT-Manager?"

Der Sündenbock steht schon fest

Wieder einmal hat das Rad der Zeit eine volle Umdrehung hinter sich gebracht. Wieder einmal sind wir an der Stelle, der IT im Allgemeinen und dem IT-Manager im Besonderen mehr oder weniger unverhohlen jene Art von Unfähigkeit zu wirtschaftlichem, an Strategie und Zielen des jeweiligen Unternehmens orientiertem Denken und Handeln zu attestieren, das die IT insgesamt aus dem Kreis der wahrhaft Wissenden ausschließt.

Und wieder einmal habe ich das Gefühl, dass die Sündenböcke für fehlgeschlagene Projekte feststehen müssen, bevor das Projekt überhaupt definiert wurde. Den IT-Managern wird "Techniklastigkeit" vorgeworfen. Sicher trifft das auf einige zu, wie auch auf einige Research&Development-Manager; sie sind aber eine deutliche Minderheit geworden. Andererseits kann und darf die Unternehmens-IT den Technikansatz nicht völlig außer Acht lassen, denn die vorhandenen Systeme, Netze und Infrastrukturen sind nicht beliebig austauschbar (Kosten, Return on Investment, Connectivity etc!) und müssen - neue Projekte hin, ...zigster Paradigmenwechsel her - reibungslos funktionieren. So weit, so ungut.

Wenn (und hier spreche ich aus eigener Erfahrung) die "Strategie" eines Unternehmens darin besteht, ab sofort E-Business (Knowledge-Management, Supply-Chain-Management oder was auch immer) betreiben zu wollen, dann möge die Frage gestattet sein, wo der unternehmerische Strategieansatz liegt. Zuerst einmal sind das Schlagwörter. Dann eventuell Philosophien. Aber eine Unternehmensstrategie, die lautet: "Wir setzen zur Abwicklung unserer Geschäfte E-Business ein"? Einverstanden bin ich damit, strategische Instrumente zu definieren, von denen E-Business eines sein kann, aber das sind keine Strategien. Damit kommen wir zum Kern der tatsächlichen Problematik: Von der IT wird erwartet, dass sie diese Instrumente möglichst sofort in genau den Formen und Wirkungsweisen bereitstellt, die in den Köpfen von vier bis sieben Kollegen der Management-Ebene herumspuken. Das aber kann niemand. Auch nicht der externe Dienstleistungsanbieter. Zweifelsfrei hat dieser jedoch einen wesentlichen Vorteil gegenüber der internen IT, nämlich die Möglichkeit, sich ausschließlich auf diesen einen Auftrag zu konzentrieren. Das kann und darf die interne IT nicht. Dem IT-Manager einen Strick daraus zu drehen, dass er mit seinem Team gleichzeitig auf mehreren Hochzeiten tanzen muss, ist etwa genauso fair wie die Entlassung des Entwicklungschefs eines Automobilherstellers, weil dieser das Drei-Liter-Auto nicht aus dem Hut zaubern kann.

Bernd Peter, Heraeus Infosystems GmbH, 63450 Hanau

Betrifft CW 44/00, Seite 7 (Kolumne): "Wie wichtig sind IT-Manager?"

Jahrelange Ignoranz der Manager

Ihr Kommentar hat mir einerseits sehr gut gefallen, andererseits wurde der geschichtliche Aspekt völlig außer Acht gelassen.

Vorab kurz zu meinem Werdegang. Ich war Anfang der neunziger Jahre beim größten österreichischen Systemhaus im Bereich Kommunikation tätig. 1994 habe ich mich in die Selbständigkeit befördert. Die Gründe dafür waren einerseits die mangelnde Entscheidungsbereitschaft der Manager, was IT-Themen betraf, und natürlich auch die damit verbundene fehlende Investitionsbereitschaft, andererseits die absolut unzureichende Geschwindigkeit der Verarbeitung von Informationen aus dem Bereich IT und Kommunikation. Am Anfang des Internet-Booms gelangten Informationen darüber von den IT-Verantwortlichen in die Management-Ebene. Die Manager aber konnten mangels Verständnisses beziehungsweise Bereitschaft, über technisch gestützte Neuerungen auch nur ansatzweise nachzudenken, nichts mit diesen Informationen anfangen.

Heute, da man in jeder auch noch so kleinen Gazette über die Themen Internet, E-Business, B-to-B, B-to-C etc. lesen kann, sind plötzlich auch die Manager interessiert. Allerdings auch nur so weit, dass sie zwar nicht wissen, wo sie hinwollen, aber unbedingt schnell dort sein möchten. Diese nun plötzlich auftretende Forderung nach Mitarbeit von IT-Leitern auf Management-Ebene ist ein arroganter Versuch der Manager, ihre eigene jahrelange Ignoranz gegenüber dem Thema Internet zu verstecken. Jetzt drängt natürlich die Zeit. Von IT-Leitern nun plötzlich Dinge zu erwarten, die ihnen lange Zeit verwehrt wurden, ist ein starkes Stück.

Alexander Schobersberger

Betrifft CW 44/00, Seite 7 ( Kolumne): "Wie wichtig sind IT-Manager?"

Woher die Mittel nehmen?

Sie haben mir aus der Seele gesprochen, und eigentlich ist Ihrem Kommentar nichts mehr hinzuzufügen. Eigentlich.... Leider sind in den letzten Jahren die Mittel und das Personal immer weiter zusammengestrichen worden. Die Mini-Mannschaft schafft es gerade noch, die laufenden Systeme am Leben zu halten. Das ist aber in jedem Fall vom Vorstand so gewollt. Wie sollen wir als IT in dieser Situation noch Manpower und Mittel für B-to-B und E-Commerce freisetzen beziehungsweise wovon? Da liegt "der Hase im Pfeffer".

Olaf Dommasch DDB - Downstream Digital Business, Deutsche BP Aktiengesellschaft, 22297 Hamburg