Bremse für Computer-Revolution?

03.04.1978

Die Bundesregierung will für "künftige Auseinandersetzungen dieser Art" vorbereitet sein. Denn: "Die gleiche Problematik könne nicht nur in der Druckindustrie, sondern auch in anderen Bereichen akut werden", mutmaßt Bundesforschungsminister Volker Hauff. Es geht - vordergründig ausgelöst durch den Zeitungsstreik - um die Rolle des (Mikro-)Computers als Jobkiller. Forderung der Gesellschaften: "Die Computertechnik dürfe nicht länger Mittel zur Steigerung der Arbeitslosigkeit sein." Jetzt sollen Hauff und Kabinettskollege Graf Lambsdorff einen Bericht über die "Auswirkungen elektronischer Geräte auf den Arbeitsmarkt" verfassen (Seite 1: "Bonn untersucht Computer-Konsequenzen").

Hauff hat bereits erkennen müssen, daß er der Forderung, den technischen Fortschritt gegebenenfalls zu bremsen, wenn Arbeitsplätze in Gefahr sind, nicht zustimmen könne. Der Ex-IBMer sieht dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft - insbesondere der Halbleiter-Industrie - in Frage gestellt und befürchtet, "daß die Dramatisierung des Einsatzes neuer Techniken als Ursache für Arbeitsplatzvernichtung den Computer-Stürmern Zulauf bringt".

Diese Konsequenz kann letztlich keinem der Beteiligten (Politiker, EDV-Hersteller, Anwender) recht sein. Denn niemand bestreitet, daß durch den Vormarsch der Computer und ihrer Miniatur-Ausgaben (der Mikroprozessoren) Zahl und Qualität von Arbeitsplätzen verändert werden, wobei der elektronische Rechenknecht einen arbeitsplatzschaffenden und einen arbeitsplatzsparenden Effekt hat. Doch niemand auch kann heute sagen, wie viele Arbeitsplätze durch die Computerisierung bisher weggefallen, wie viele durch Innovation dazugekommen sind. Und doch müssen die abenteuerlichsten Zahlen ("Millionen im Bereich Textverarbeitung", sagt die Gewerkschaft HBV) zur Beweisführung herhalten.

Statistik ist nun mal nicht jedermanns Sache.