Installation, Betrieb und Tipps

Breitband-Internet per Satellit im Test

17.03.2012
Von Jörg Breit
Breitbandinitiative hin, Mobilfunkausbau her - weiße Flecken bleiben dennoch im deutschen Breitbandatlas. Für Anwender, denen es an einer flinken Anbindung mangelt, kann ein Internetzugang per Satellit durchaus eine Lösung sein. Unsere Kollegen vom TecChannel haben ein aktuelles Angebot einem ausführlichen Praxistest unterzogen.

Wenn man ein wenig abseits der Ballungsräume auf dem Land wohnt und kein Kommunikationsanbieter ernsthaftes Interesse zeigt, das vorhandene "DSL-Light" auf die aktuellen Anforderungen an Breitband auszubauen, beginnt meist die Suche nach kabellosen Alternativen. Besteht dann auch noch eine Versorgungslücke in Sachen UMTS und LTE, wie im vorliegenden Test-Fall, dann kann der Ausweg eine Anbindung per Satellitenlösung sein. Diese Technik erlaubt inzwischen Bandbreiten von bis zu 10.000 Bit/s.

Allerdings ist schon die Installation mit etwas mehr Aufwand verbunden als bei den traditionellen Verfahren. Lohnt sich dieser Aufwand? Schließlich ist die Einrichtung einer solchen Lösung nicht durch "Einstöpseln" eines Routers oder Surfsticks erledigt. Um das herauszufinden, haben wir ein solches System einem Praxistest unterzogen. Ort des Geschehens ist ein Anwesen im bayerischen Schwaben mit einer maximalen Breitbandanbindung 448Kbit/s down und 64Kbit/s up über die "klassischen" Wege.

System und Anbieter

In der Vergangenheit brachten satellitengestützte Lösungen den Nachteil eines erforderlichen Rückkanals über die Telefonleitung mit sich. Moderne Systeme arbeiten mittlerweile bidirektional. Dies bedeutet, die Signale werden über Satellit sowohl empfangen als auch darüber gesendet. Ein Anbieter einer solchen Technik ist Skylogic, eine Tochter des Satellitenbetreibers Eutelsat, mit Sitz in Turin (Italien). Skylogic bietet seinen Satelliten Breitband-Dienst Tooway seit Mai 2011 an und nutzt dafür die KA-Sat-Satelliten von Eutelsat mit einem Gesamtdurchsatz von 70 Gbit/s.

Internet per Satellit: Tooway nutzt den KA-Sat-Satelliten von Eutelsat.
Internet per Satellit: Tooway nutzt den KA-Sat-Satelliten von Eutelsat.
Foto: Tooway

In Deutschland vermarktet Tooway seine Dienste über unterschiedliche Anbieter, deren Angebote in der Regel die gesamte Bandbreite an Kundenbedürfnissen vom Gelegenheitssurfer bis zum Business-Kunden abdecken. Die Preisspanne reicht dabei von knapp 20 Euro im Monat bis hin zu mehreren hundert Euro monatlich (Stand Januar 2012). Bei der Wahl des richtigen Tarifs gilt es wie immer sorgfältig zu vergleichen. Inklusivvolumen, Mindestvertragslaufzeit und Kosten für die Hardware werden zum Teil sehr unterschiedlich gehandhabt. Zudem können bei vielen Paketen noch Zusatzangebote wie VoIP oder ein zusätzliches LNB für den Fernsehempfang hinzu geordert werden.

In der Regel muss man mit 50 bis 60 Euro im Monat für ein Paket mit 10 Mbit/s Download, 2 Mbit/s Upload, Volumen-Flatrate, inklusive Hardware und ohne Mindestvertragslaufzeit rechnen. Getestet wurde das "10+ Flat"-Paket der Sat Internet Services GmbH, das die oben genannten Eckpunkte allerdings mit 4 Mbit/s Upload umfasst.

Planung

Unterstützung: Der KA-SAT Finder hilft bei Werten für Höhenwinkel und geografischen Azimutwinkel.
Unterstützung: Der KA-SAT Finder hilft bei Werten für Höhenwinkel und geografischen Azimutwinkel.

Bevor man sich aber mit dem Gedanken trägt, Breitbandverbindungen über Satellit anzustreben, gilt es, die örtlichen Voraussetzungen zu prüfen. Für die Außeneinheit ist in Mitteleuropa eine freie Sicht nach Süden unabdingbar. Genaue Werte für Höhenwinkel und geografischen Azimutwinkel können über die "KA-SAT Finder"-Webseite nach Eingabe des Standorts online ermittelt werden. Daneben gibt die Seite auch den gültigen Spot/Beam an, der dann für die Einrichtung des Modems nötig ist. Eine optionale Kartendarstellung hilft bei der Orientierung.

Bei Nutzung bestehender Mast- oder Wandhalter sollte man Größe und Gewicht der TooWay-Komponenten nicht unterschätzen. Sowohl die hochwertige Ausführung der Schüsselkonstruktion als auch das im Vergleich zu "normalen" TV-LNBs mit knapp 3 Kilogramm deutlich schwereren LNB sorgen für entsprechend große Hebelkräfte. Zudem sollte der Ort der Montage für die Feinabstimmung der Ausrichtung gut zugänglich sein. Die aufgrund der nötigen Dämpfung empfohlene Kabellänge von mindestens 30 Metern zwischen LNB und Modem lässt dem Planer für die Installation innerhalb des Gebäudes relativ freie Hand.

Sehr empfehlenswert ist es, sich bereits in der Planungsphase mithilfe des auf der Website von ToowaySat erhältlichen Videos einen ersten Überblick zu verschaffen. Das Video informiert anschaulich über die einzelnen Schritte von der Standortwahl über die Montage und Installation bis hin zur Einrichtung der Satellitenanlage und liefert eine gute Entscheidungshilfe, ob man die Installation selbst durchführen möchte oder doch lieber einen Fachbetrieb beauftragt. Das Video umfasst folgende Inhalte und ist in Deutsch, auch wenn die Kapitelüberschriften in Englisch verfasst sind, so zumindest zum Zeitpunkt der Testmontage.