Zentralafrika

Breitband-Anschluss kostet drei Jahresgehälter

20.09.2010
Von pte pte
Der Zugang zu Breitbandtechnologien ist in afrikanischen Ländern am teuersten. Dabei ist Kommunikation ein Grundbedürfnis.

Verglichen mit dem Einkommen kostet ein Monat Breitband laut aktuellen UN-Zahlen in der Zentralafrikanischen Republik mehr als drei durchschnittliche Jahresgehälter. Mit Äthiopien, Malawi, Guinea und Niger führen weitere afrikanische Staaten die Liste an. Zum Vergleich: In den USA müssen Menschen gerade einmal 0,5 Prozent ihres Monatsgehalts für einen Breitbandzugang ausgeben. In den meisten europäischen Ländern liegen die Kosten nur unweit höher.

Während traditionelle Entwicklungsarbeit sich seit jeher auf die Sicherung von Grundbedürfnissen wie den Zugang zu Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Medikamenten sowie freier Bildung konzentrierte, haben bereits viele Helfer das Potenzial von neuen Technologien zur Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen erkannt. "Abgesehen von akuten Katastrophensituationen ist das keine Frage von entweder oder. Wie der Erfolg der Mobiltelefonie in Afrika eindrücklich zeigt, ist die Kommunikation wie Essen und Trinken in der Bedürfnispyramiden ganz weit unten angesiedelt", sagt Florian Sturm, Mitgründer der Non-Profit-Organisation ICT4D.at im pressetext-Interview. "Mobiltelefonie und Internet haben das Leben in Afrika definitiv revolutioniert."

Denn durch neuen Kommunikationsmöglichkeiten und den Zugang zu Internetinformationen könnten die Leute vor Ort auf einfache Weise herausfinden, welcher Doktor verfügbar ist, welche Nebenwirkungen ein Medikament besitzt oder auf welchem Markt relevante Güter gekauft bzw. gehandelt werden können. "Vielen Leuten in Europa ist gar nicht bewusst, dass man mit IT sehr viele sozial relevante Projekte ins Leben rufen kann", meint Sturm.

"Moderne Technologien, die an die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden, sind ein wichtiges Mittel zum Zweck, um die Lebensbedingungen zu verbessern", sagt auch Paul Bendix, Geschäftsführer der Hilfsorganisation Oxfam Deutschland, im Gespräch mit pressetext. Gerade Handytechnologien, aber auch der Einsatz von Solartechnologien und energieeffizienten Geräten spielen hierbei eine wichtige Rolle.

Die Ausrollung des Internets erfolgt auf zwei Wegen. Zum einen haben finanzkräftige Investoren und Unternehmen längst ein lukratives Geschäft gewittert und investieren in den Ausbau von 3G- und 4G-Netzen sowie Breitband. Aber auch Großkonzerne wie Google und Nokia haben längst Forschungslabors in Kenia eröffnet und einige adaptierte Internetlösungen entwickelt, wie die Internetsuche über SMS, dem am meisten genutzten Kommunikationskanal.

"Das große Interesse globaler Konzerne an diesem Emerging Market hat seine positiven und negativen Seiten. Neben der Frage nach der Wertschöpfung im Land ist sicher die Infrastrukturanbindung entlegener Regionen eine große Herausforderung", gibt ICT4D.at-Gründer Sturm zu bedenken. Der Staat sollte durch entsprechende Auflagen und Vergabekriterien dafür sorgen, dass Netzbetreiber auch in unrentable Regionen investieren, meint Sturm gegenüber pressetext. (pte)