Unterstützung des MAN-Standards DQDB

Breitband: Alcatel ist für die High-Seed-Technik gewappnet

21.06.1991

PARIS (pg) - Das französische Unternehmen Alcatel ist anscheinend für das Zeitalter der Breitband-Kommunikation gerüstet. Für die im Oktober in Genf stattfindende "Telecom" haben die Franzosen erste Produkte ihrer "Alcatel 1000 Series" angekündigt. TK-Netze sollen damit durch entsprechendes Vermittlungs- und Übertragungs-Equipment in die Multimedia-Technologie überführt werden.

Jozef Cornu, Präsident der Alcatel Network Systems, stellte in Paris der Presse die neue Produktpalette vor. Ziel, so Cornu, sei es, Netzbetreibern mit der Alcatel 1000 Series eine komplette Lösung zur Evolution der bestehenden Netze in die Breitbandtechnik zu liefern. Von besonderer Bedeutung für die Kunden sei dabei vor allem die Aufrüstung der bestehenden Vermittlungssysteme E10 und System 12 mit dem passenden Breitband-Subsystem.

Die Module mit der Bezeichnung Alcatel 1000 E10 oder Alcatel 1000 System 12 werden, so teilte der Präsident mit, auf der Telecom in Genf erstmals öffentlich vorgestellt. Genaugenommen handelt es sich dabei um ein Breitbandmodul, das in beide Vermittlungssysteme implementierbar ist. Es ist laut Cornu sowohl als Zusatz für E10 und System 12 als auch als alleinstehender Breitband-Switch einsetzbar.

Später sollen dann nach Angaben von Alcatel die Features beider Vermittlungssysteme in Alcatel 1000 einfließen, und so wird aus dem Subsystem ein eigenständiges Vermittlungssystem.

Cornu wies außerdem darauf hin, daß sein Unternehmen schon heute das Know-how habe, um diese Entwicklungen durchzuführen. Alcatel wolle aber mit der Einführung noch warten, um die jüngsten Service-Definitionen und Standardspezifikationen in seine Breitbandprodukte zu integrieren.

Alcatel 1000 Series unterstützt im Bereich der Informationsvermittlung den Asynchronous Transfer Mode (ATM), der speziell für die Breitbandkommunikation entwickelt wurde. Der Standard hat den Vorteil, bei höherer Geschwindigkeit sowohl die Features synchroner - als auch paketvermittelter Netze zu vereinen. Darüber hinaus werden die 1000-Series-Produkte in der Übertragung mit dem Protokoll Synchronous Digital Hierarchy (SDH) arbeiten. Cornu sieht als Vorteil der SDH-Technik mehr Flexibilität, besseres Netzwerk-Management sowie die Fähigkeit, Schmal- und Breitband-Services zu realisieren.

Alcatel wird dazu eine Reihe von speziellen SDH-Geräten entwickeln, darunter Equipment für Verkabelung, Add-Drop-Multiplexer sowie Querverbindungen für den Übertragungsbereich von 50 Mbit/s bis zu 2,4 Gbit/s. Ferner kooperieren die Franzosen bei der Entwicklung des MAN-Standard DQDB mit der australischen Firma QPSX, die diese Norm definierte. Querverbindungen für solche MANs als ATM-Vorreiter will Alcatel ebenfalls anbieten.

Die Alcatel 1000 Series selbst wird sich nach Aufzählung von Cornu aus folgenden Elementen zusammensetzen:

- A 1000 Switching, das ISDN und ATM einschließt,

- A 1100, das spezifische Produkte für Datenvermittlung beinhaltet,

- A 1300 Netz-Management,

- A 1400 intelligente Netze,

- A 1500 Access Systems,

- A 1600 Transport Systems,

- A 1800 Systeme für mobile Kommunikation.

Diese Produktpalette soll sukzessive bis 1992 eingeführt werden, "wobei die Reaktion des Marktes", wie Cornu meint, "stark von der weiteren Standardisierung und den Breitband-Services abhängt." Einen Flop wie bei ISDN erwartet der Manager nicht: "Bei ISDN verlief der Normierungsprozeß sehr langsam. Das hat die Entwicklung von ISDN bis heute sehr behindert."

Um der Breitband-Technologie allerdings Vorschub zu leisten, investiert Alcatel nach Aussage des Präsidenten stark in die Forschung und Entwicklung von Glasfaser. Da die Realisierung von Glasfaser bis zum Endgerät hin (Fiber To The Home) gegenwärtig aus Kundensicht nicht ökonomisch ist, konzentriert sich das Unternehmen vorwiegend auf die Entwicklung von Glasfaser-Curb-Lösungen, die die bestehende Kupferverkabelung der Anwender schützen.