Arbeitsplatzorientierte DV in der kommunalen Verwaltung:

Brecht: Kein Weg ist so schwer, wie der Weg zurück zur Vernunft

12.10.1979

MÜNCHEN (bi) - Die Vertreter der EDV in der öffentlichen Verwaltung belebten im entsprechenden Fachseminar den Begriff der "bürgerfreundlichen Datenverarbeitung" mehr oder weniger. Das starre Korsett der Verwaltungsnotwendigkeiten machte Jürgen Ostermann, Diskussionsleiter und Referent des Seminars am gestrigen Nachmittag, sinnfällig. Er konterte "selbstverständliche" Bedenken prophylaktisch mit obigem Brechtzitat. Herrmann Bönig, Leiter der Abteilung Datenverarbeitung der Stadt Osnabrück lieferte das Beispiel anhand der eher untypischen Datenzentrale Osnabrück. Jürgen Griebel vom Zweckverband Kommunale Datenverarbeitungszentrale (KDZ), Borken, zeichnete die Grenzen auf, wie sie die KDZ sieht. Hier ein Auszug aus dem Referat Griebels.

Bei der Realisierung des Konzeptes der "arbeitsplatzorientierten Datenverarbeitung" mußte eine Vielzahl von Einfluß - und Begrenzungsfaktoren organisatorischer, technischer und finanzieller Art berücksichtigt werden. Aus der Sicht der KDZ erscheinen insbesondere folgende von Bedeutung:

- Einbeziehung sämtlicher Anwender in den Planungs- und Entscheidungsprozeß über die Fortentwicklung der Verwaltungsautomation (diese Einbeziehung wurde durch die Überleitung der KDZ in eine mitgliedschaftlich verfaßte Organisationsform erheblich erleichtert).

- Die frühe Heranführung der Fachbereiche (des Sachbearbeiters) an die Datenverarbeitung und die damit verbundene "Beherrschung des Computers" wird als wesentliche Voraussetzung für eine sachgerechte Verwaltungsautomation gewertet.

- Der Anwender übernimmt in dem gemeinsamen Konzept der KDZ erweiterte Funktionen und Verantwortungen.

- Das Marktangebot an Subsystemen mit einer den Anforderungen entsprechenden Hard- und Software bei vertretbaren Kosten ist - zumindest bezogen auf den Termin der Systemauswahl der KDZ - beschränkt.

- Die Organisation und Systementwicklung wird nicht einfacher. Die Dezentralisierung der Datenverarbeitung hat nicht zu einer Verringerung der Ressourcen der KDZ geführt.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß keine generelle Aussage darüber möglich ist, ob das Grundkonzept der Zentralisierung oder das der Dezentralisierung die zweckmäßigere und wirtschaftlichere Organisationsform darstellt. Der in der KDZ aus der realisierten Mischform dieser Grundkonzepte erreichte Anwendungskomfort hat zu einer Steigerung des Prozeßniveaus der Verwaltungsautomation insgesamt geführt.