Brauchen wir eine IT-Ethik?

02.06.2009
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.
Wie die Wirtschaft müssen auch Informations-Manager in einer zunehmend von Daten geprägten Welt die Frage nach den ethischen Grundlagen ihres Handelns beantworten.

Vielleicht ist es Zufall, vielleicht schauen die Medien genauer hin, vielleicht häufen sich die Datenskandale in letzter Zeit aber auch: Schludrigkeit im Umgang mit Kundendaten wie bei der Telekom, gezieltes Ausspähen von Mitarbeitern wie bei Schlecker und der Deutschen Bahn oder ein wahrscheinlicher Fall von Wirtschaftsspionage wie bei der Deutschen Bank. Unterschiedliche Fälle mit einer Gemeinsamkeit: Die Daten waren nicht ausreichend geschützt.

Damit ist allerdings eine Absicherung gemeint, die weit über den Schutz personenbezogener Daten hinausgeht. Moderne Unternehmen sind heute sehr stark über ihre Daten definiert. Daten beschreiben inzwischen nicht nur den momentanen Zustand eines Unternehmens, sondern spielen eine entscheidende Rolle für dessen Zukunft. Beispiele? Die Höhe der liquiden Mittel wird durch die Referenz auf Daten eines anderen Unternehmens bestätigt und gilt damit als real.

Wenn aber Unternehmen heute im Wesentlichen aus Daten bestehen, muss auch nach der Ethik gefragt werden, die das Handeln der datenverantwortlichen CIOs und IT-Manager bestimmt. Sie sollten sich – ähnlich dem Topmanagement – einer Diskussion über die moralischen Grundlagen ihres Handelns stellen. In der Betriebs- und Volkswirtschaft wird häufig diskutiert, was ein Manager (moralisch) darf und was nicht. Dem Informations-Manager stellt niemand diese Frage. Warum eigentlich nicht? Angesichts der zentralen Rolle, die Informationen und der richtige Umgang mit ihnen in unserer Gesellschaft spielen brauchen auch die Informations-Manager moralische Leitplanken, an denen sie sich in schwierigen Situationen orientieren können. Die Aussage, die die Google-Gründer ihren Mitarbeitern mit auf den Weg gegeben haben, klingt banal, taugt aber als Ausgangspunkt für eine Diskussion: Don‚Äôt do evil.

Weitere Analysen und Meinungsbeiträge lesen Sie im Blog des Autors unter www.wittes-welt.eu