Computer als Attentatsopfer:

Brandanschlag auf die Uni-Zentraleinheit

09.09.1977

HAMBURG/ROM (ee) - Ohne weiteren Kommentar ist die IBM Deutschland nach dem Brandanschlag auf ihr Hamburger Verwaltungsgebäude Mitte August zur Tagesordnung übergegangen; wohl auch deshalb, weil kaum Schaden entstand. Verheerende Wirkung zeitigte hingegen ein Anschlag von vier Terroristen auf das Rechenzentrum der Universität Rom: Weil sich die für das RZ abgestellten Wachleute an einem Streik beteiligten, konnten die Attentäter in das RZ eindringen und das Herzstück, die Univac 1110, in Brand stecken. Dabei wurde nicht nur die Zentraleinheit zerstört: Das Feuer erfaßte auch teilweise ungesicherte Datenbestände, so daß auch die Ergebnisse jahrelanger Forschungen vernichtet wurden.

Wie die römische Tageszeitung "II Tempo" berichtete, waren ein Dozent und zwei Univac-Service-Techniker im RZ, als plötzlich drei Frauen eindrangen und die RZ-Besatzung mit Waffengewalt zwang, sich in einem Nebenraum mit dem Gesicht auf den Boden zu legen. Ein weiterer Terrorist überschüttete unterdessen die Zentraleinheit mit Benzin und legte Feuer. Der Versuch der drei überrumpelten RZ-Mitarbeiter, die Flammen zu löschen mißglückte; erst die Feuerwehr brachte den Brand unter Kontrolle.

Die Leiterin des Rechenzentrums berichtete später über das Ausmaß des Schadens, daß irreparable Zerstörungen vor allem an den Datenbeständen eingetreten seien; ganz abgesehen vom schrottreifen Rechner. Durch den Anschlag seien die Arbeiten von 500 Studenten und die Forschungsvorhaben von drei Universitäten sowie des nationalen Forschungszentrums blockiert. Die Reparatur würde etwa 18 Monate dauern.

Nach Auffassung der RZ-Chefin mußten die Attentäter Ortskenntnisse gehabt haben, da sie sich zielstrebig die Zentraleinheit ausgesucht hatten obwohl auffälligere Peripherie am Wege lag.