VDMA ist gegen Verabschiedung der Telekommunikationsordnung (TKO) im April:

Branchenwachstum bei 20 Prozent stabilisiert

28.02.1986

FRANKFURT (bi) - "Weiterhin auf Wachstum programmiert", so präsentierte der VDMA auch in diesem Jahr wieder die Branche der Büro- und Informationstechnik. Im dritten Jahr hintereinander verzeichnet sie Zuwachsraten von 20 Prozent, 1985 sogar 23 Prozent. Kritik fand auf der Frühjahrs-Pressekonferenz des Fachverbandes die Absicht der Bundespost, bereits im April die neue Telekommunikationsordnung (TOK) zu verabschieden.

Die Zahlen legen auch für das laufende Jahr, wie Horst Nasko, der Vorsitzende der Fachgemeinschaft Büro- und Informationstechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V., darlegte, wieder eine Steigerungsrate um rund ein Fünftel nahe. Der Wert der Produktion könne auf über 22 Milliarden ( 18,7 in 1985) zunehmen.

Die Inlandsmarktversorgung werde demzufolge einen Wert von 25 Milliarden Mark (21,6 Milliarden 1985) erreichen, zusammen mit der Software eine Größenordnung von 40 Milliarden.

Nicht enthalten sind hierbei Ausrüstungen der klassischen Vermittlungstechnik, wie öffentliche Vermittlungsanlagen, Telefone etc. Dieses Marktsegment wurde auf 12 Milliarden (10 Milliarden in 1985) geschätzt.

Die Zahl der Beschäftigten stieg 1985 um 6,2 Prozent auf 89 359 Mitarbeiter. Diese Erhebung berücksichtigt jedoch weder die Mitarbeiter der allgemeinen Verwaltung, des Services und des Vertriebs, noch die des Software-Bereichs. Betriebe mit weniger als 20 Beschäftigten sind ebenfalls nicht in der Statistik enthalten. Wie eine Fragebogenaktion unter den Mitgliedsfirmen ergab, werden durchschnittlich 40 Prozent der Mitarbeiter in der Hardwareproduktion beschäftigt und 60 Prozent in den Sektoren Software, Service, Vertrieb und allgemeine Verwaltung. Der VDMA kommt zu dem Schluß, daß die Gesamtzahl der Beschäftigten der Branche auf etwa 260 000 bis 300 000 angewachsen ist.

CIM mittelfristig gut

Starke Impulse erwachsen der Branche nach Aussagen von Nasko aus dem zukunftsträchtigen Markt für integrierte Bürokommunikation mit dem wachsenden Angebot im Bereich ISDN-fähiger Kommunikationsanlagen sowie aus verbesserten Rechnerarchitekturen mit vermehrten Integrationsmöglichkeiten und dem Trend zur Vernetzung innerhalb des Unternehmens sowie mit Anschluß an die öffentlichen Netze. Die "Fabrik der Zukunft", zusammengefaßt unter dem Kürzel CIM (Computer Aided Manufacturing), erschließe ebenfalls eine breite Palette neuer Anwendungsmöglichkeiten, so daß hier mittelfristig ebenfalls gute Wachstumschancen gegeben seien. Kaum abschätzbar hingegen erscheinen die neuen Anwendungsmöglichkeiten, die der Branche aus dem Zusammenwachsen der Informationstechnik mit der Nachrichtentechnik ins Haus stehen. In diesem Zusammenhang sei eine möglichst schnelle Einführung von ISDN notwendig.

Nasko betonte, daß die neue Telekommunikationsordnung (TKO) vom November 1985 in sorgfältiger Abstimmung zwischen Post und Wirtschaft überarbeitet werden muß. Auf besondere Problembereiche wollte sich der Vorsitzende der Fachgemeinschaft Büro- und Informationstechnik jedoch zum gegebenen Zeitpunkt nicht äußern. Als Kompromiß sei denkbar, einige Punkte der TKO auszuklammern und später zu verabschieden.

Er empfahl auch für den Bereich der Mehrwertdienste, die er als außerordentlich geschäftsträchtig einstufte, eine liberale Zulassungspolitik der Post. Genehmigt werden sollten in Abstimmung mit dem Bundesminister für Wirtschaft auch solche Value Added Networks, die mit dem heutigen Verordnungsrecht noch nicht ohne weiteres vereinbar sind.

Das vom VDMA begonnene LAN-Projekt befindet sich in der dritten Phase, die sich auf die Verifizierung der bisherigen Entwicklungsergebnisse konzentriert. Normungsrelevante Ergebnisse werden zur Zeit noch diskutiert.

Das Gemeinschaftsprojekt "Software-Tools" ist inzwischen ebenfalls in Projektphase III. Der Plan sieht vor, daß noch im dritten Quartal dieses Jahres ein Prototyp bereitgestellt wird, der in den anschließenden Arbeiten an die unterschiedlichen Unix-Systeme angepaßt werden kann.

Unter anderem kam auch noch die VDMA/ZVEI-Fördergemeinschaft

"Computer und Bildung" zur Sprache. Sie stehe zur Zeit mit verschiedenen Bundesländern in Verhandlungen, um Lehrerfortbildungsmaßnahmen durchzuführen. Die Mittel dazu werden von beiden Verbänden aufgebracht.

Letzter Hinweis auf die Arbeit des VDMA: In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Mitgliedsfirmen um 40 Prozent gestiegen.