DAG und IBM einigen sich auf Tarifvertrag

Branchenriese verabschiedet sich von 38-Stunden-Woche

05.07.1996

Die IBM Deutschland Informationssysteme GmbH (ISG), Stuttgart, und die DAG einigten sich auf einen Tarifvertrag "zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungssicherung". Stolz ist man in Stuttgart vor allem auf ein "verbessertes" flexibles Arbeitszeitmodell. Auf freiwilliger und individueller Basis kann jeder Mitarbeiter mit dem Unternehmen vereinbaren, für ein bis drei Jahre "pro Woche bis zu drei Stunden mehr als die tarifliche Regelarbeitszeit von 38 Stunden zu arbeiten".

Diese Regelung bezeichnet die IG Metall als Mogelpackung. Bereits jetzt, so Horst Richter aus der Frankfurter Zentrale, erhielten die Mitarbeiter in Servicezentren und beim Rechenzentrum in Ehningen neue Verträge, die eine Regelarbeitszeit von 41 oder 42 Stunden pro Woche festlegen. Als Ausgleich bekommen die Beschäftigten für die erste Stunde, die über die 38-Stunde-Woche hinausreicht, einen finanziellen und für die restlichen zwei Stunden einen Freizeitausgleich von drei Tagen.

Nach Richters ersten groben Berechnungen spart die IBM bei 1600 Mitarbeitern, für die diese Regelung gilt, etwa fünf Millionen Mark im Jahr ein. Für ihn ist es ausgemachte Sache, daß alle Beschäftigten der ISG mit neuen Arbeitsverträgen mit den veränderten Arbeitszeiten rechnen müssen.

Richter ist für eine Flexibilisierung, aber nicht für eine Erhöhung der Regelarbeitszeit. "Warum führt IBM nicht, wie es bei HP der Fall ist, Zeitkonten ein?" fragt sich der Gewerkschafter. Er befürchtet allerdings die Signalwirkung dieses Vertrages. Andere Firmenchefs würden sicherlich überlegen, wie sie solche Modelle ebenfalls einführen könnten.