BPO: Die Banken zaudern

15.09.2005
Von Uwe Rainer

Die Zurückhaltung in den einzelnen Unternehmen hat aber auch andere Gründe. BPO birgt Probleme und Risiken, die eine traditionell vorsichtig agierende Branche scheut: Ungern lagern die Finanzinstitute etwa Prozesse an eine andere Bank aus, weil sie einem Konkurrenten keine Informationen und Betriebs-Know-how überlassen wollen. Das musste beispielsweise die European Transaction Bank (ETB) erfahren, bis vor gut einem Jahr eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Bank. Für ihr Angebot, die Transaktionsprozesse anderer Banken zu betreiben, konnten sich nur wenige Anwender erwärmen. Im Mai letzten Jahres übernahm der britische BPO-Spezialist Xchanging die Mehrheit an der ETB.

Die Alternative, die Prozesse einem IT-Dienstleister zu übergeben, hat auch ihre Tücken: Je näher das Outsourcing an die Kernkompetenz einer Bank rückt, desto schwerer tun sich die Servicesspezialisten, die Prozesse zu übernehmen, weil ihnen das bankenspezifische Know-how fehlt. Dieses Di- lemma bremst derzeit noch die Entwicklung des BPO-Marktes. Die Anbieter suchen nach Lösungen.

Einen Weg aus dieser Zwickmühle liefert das Beispiel der Postbank. Sie wickelt nebem dem eigenen Zahlungsverkehr auch den der Deutschen Bank und der Dresdner Bank auf ihrer Plattform ab. "Ein Idealfall", findet Max Sembach, Bankenspezialist bei der Unternehmensberatung PA Consulting Group in Frankfurt. "Einerseits hat die Postbank die nötige Systemerfahrung für eine effiziente Abwicklung von Bankprozessen, denn selbst bei einem so hoch standardisierten Ablauf wie dem Zahlungsverkehr hakt es im Detail. Andererseits stehen die drei beteiligten Banken untereinander nicht im Wettbewerb." Die Deutsche Bank und Dresdner Bank richten sich mit ihren Diensten an Geschäftskunden, die Postbank spricht vornehmlich Privatkunden an.