Durchgängige Modelle

BPMN - ein Standard weckt Hoffnung

29.08.2011
Von Stefan Ueberhorst

Verständnis entwickeln

Entwicklung wichtiger BPM-Standards.
Entwicklung wichtiger BPM-Standards.

Letztendlich ist der Weg vom fachlichen zum technischen Prozessmodell der sinnvollere. Bereits die manuelle Übertragung von fachlichen Prozessen auf ein technisch ausgerichtetes Prozessmodell verbessert den Entwicklungsprozess deutlich. Dieses Vorgehen stellt zumindest sicher, dass sich beide Seiten Gedanken darüber machen müssen, worauf die jeweils andere abzielt. Das gegenseitige Verständnis der Beteiligten steigt enorm - die größte Strecke im Business-IT-Alignment dürfte hiermit bereits zurückgelegt sein.

Klar verteilte Rollen

Trotz dieser Annäherung waren und sind die Aufgaben klar verteilt: Dem organisatorischen Prozess-Management obliegt die Modellierung betrieblicher Abläufe, die technische Umsetzung von Prozessen in Softwaresystemen übernimmt die IT. Entgegen dieser Praxis propagiert die Branche in jüngster Zeit eine durchgängige Werkzeugkette und führt nicht selten die bevorstehende Version 2.0 des OMG-Standards BPMN als Brückenschlag an. Die Notation soll beiden Welten dienen und erntet damit Lob und Kritik.

Befürworter begrüßen, nun beides mit einer Sprache bewerkstelligen zu können, so dass Fachbereich und IT näher zusammenrücken könnten. Kritiker halten dagegen, BPMN sei ein Kompromiss, der nichts richtig könne. So behaupten EPK-Anhänger, dass BPMN für die Fachbereiche zu technisch sei. Ein BPMN-2.0-Diagramm, wenn es mit dem Einsatzziel Prozessautomatisierung erstellt wurde, sei nicht weniger komplex als bislang ein BPEL-Diagramm. Das ist sicher nicht falsch, müssen doch die Aussagen zur technischen Realisierung in beiden Notationen getroffen werden. Etwa 30 bis 40 Prozent der Inhalte sind technischer Natur und behandeln zum Beispiel die für Workflows erforderlichen Datentransformationen und Zuweisungen. Für den Fachbereich ist dies nicht nur uninteressant, sondern in BPMN nur unwesentlich besser zu lesen als in einem BPEL-Diagramm.

Tatsächlich stützen die Neuerungen im Update in erster Linie die technische Seite. Die Erweiterungen von Version 1.1 zu Release 2.0 zielen im Wesentlichen darauf ab, die Sprache für Aufgaben der Automatisierung zu verbessern. So haben die Entwickler erstmals definiert, wie man die grafischen Darstellungen standardisiert mit XML ausdrücken kann. Das heißt, die Regeln der im BPMN-Metamodell beschriebenen Sprachsyntax wurden dahingehend erweitert, wie eine in XML konkretisierte Instanz des Modells auszusehen hat, um sie in einer Process Engine auszuführen.