Schwere Zeiten für den Tools-Spezialisten

Borland verliert Manager und Netscape-Auftrag

25.10.1996

Nachdem Borland im letzten Jahr durch einschneidende Sanierungsmaßnahmen die Rückkehr zu schwarzen Zahlen geschafft hatte, kam heuer wieder der Rückfall in negative Ergebnisse. Für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres werden elf Millionen Dollar Verlust erwartet. Als Konsequenz will das Unternehmen 125 Mitarbeiter in der amerikanischen Zentrale entlassen, jedoch nicht aus dem Bereich Forschung und Entwicklung.

Fast härter noch als das schlechte Quartalsergebnis dürfte den Compiler-Bauer der Abgang führender Mitarbeiter treffen. Nachdem vor einem Monat der Vice-President für Forschung und Entwicklung, Paul Gross, zu Microsoft abgewandert war, folgt ihm nun der Delphi-Chefarchitekt Anders Hejlsberg nach Redmond. Der gebürtige Däne war Borländer seit Bestehen der Firma und schrieb den ersten Pascal-Compiler für das kalifornische Unternehmen. Er gilt als geistiger Vater von "Delphi", dem erfolgreichsten Borland-Produkt der letzten Jahre.

Damit nicht genug: Die schwarze Woche brachte Borland auch noch das Ende des Java-Geschäfts mit Netscape. Die Internet-Company einigte sich nämlich mit Symantec auf eine engere Zusammenarbeit bei der Java-Entwicklung. In ihrem Zuge nahm der Marktführer bei Web-Browsern den Just-In-Time-(JIT-)Compiler von Symantec in Lizenz, der zukünftig anstelle des konkurrierenden Borland-Produkts in das WWW-Front-end integriert werden soll.