Die Truempfe heissen ODBC und Idapi

Borland und Microsoft kaempfen hart um den PC-Datenbankmarkt

05.02.1993

Zwar bedienen sich die Kontrahenten Microsoft und Borland unterschiedlicher Strategien, aber das Ziel ist das gleiche: ein moeglichst grosser Anteil am schnell wachsenden Client-Server-Markt.

Microsoft moechte diesen Markt aus der Position des klassischen PC-Betriebssystem-Herstellers erobern. Die Strategie geht von dem Erfolgsprodukt Windows aus, worauf auch die "Windows Open Services Archicture" (Wosa) aufbaut. Diese Gruppen-APIs sollen Windows- Produkten den Zugriff auf andere Plattformen ermoeglichen. Aus dem Datenbankmarkt hat sich Microsoft lange Zeit herausgehalten.

Der Einstieg erfolgte vor einigen Jahren mit dem Kauf des "SQL Server". Im PC-Bereich bilden vor allem das dazugekaufte Foxpro und die Eigenentwicklung Access direkte Konkurrenzprodukte zu Borlands Dbase und Paradox.

Borland besinnt sich im Wettbewerb mit Microsoft vor allem auf die alten Staerken jenseits von SQL - und hier besonders auf die Programmier-Tools. Eingebettet wird das Produktspektrum in die "Borland Object Component Architecture" (Boca), die unterschiedliche Schnittstellen fuer den Datenaustausch und das Teilen von Funktionen bereitstellt. Herzstueck bildet das mit dem Kauf von Ashton-Tate uebernommene Interbase Engine, die als zentrales Repository fuer den Programmcode und die Anwendungsdaten dient.

Borland versucht, mit Boca die verschiedenen Produktlinien auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und darueber hinaus Third- Party-Anbieter zu gewinnen.

Sowohl Borland als auch Microsoft planen, das API der SQL Access Group zu unterstuetzen, das als kleinster gemeinsamer Nenner von Client-Server-Interfaces fungieren soll. Doch trotz aller Standardisierungsversuche unterscheiden sich die SQL-Produkte samt ihren Kommunikationsprotokollen und Message-Formaten der unterschiedlichen Hersteller.

"Erst allmaehlich entdecken die Anbieter, dass auf diese Weise die Kompatibilitaet verlorengeht und erst durch muehsames Umprogrammieren wieder erreicht wird", bemerkt Jeff Balboni, Chairman der SQL Access Group. Obwohl inzwischen fast alle Anbieter die Notwendigkeit einer umfassenden Standardisierung beteuern, pflegen die Datenbankanbieter ihre selbstgemachten APIs. So hat sich Borland zusammen mit Novell, IBM und Wordperfect dem Integrated Database API (Idapi) verschrieben, waehrend Microsoft den hauseigenen Standard Open Database Connectivity (ODBC) geschaffen hat, der auf der Call Level Interface Specification der SQL Access Group beruht.

Eine Reihe von Third-Party-Anbietern hat bereits Interesse signalisiert, ODBC, das fuer Windows und NT bestimmt ist, zu beruecksichtigen. Idapi dagegen soll sich fuer eine Reihe von Plattformen wie DOS, OS/2, Netware und Windows eignen.

Beide Spezifikationen haben das Ziel, dem Anwender die Entwicklung verschiedener Treiber fuer die Back-end-Datenbank zu ersparen, und beide basieren auf der Spezifikation fuer den Aufruf von Datenbank-Schnittstellen (Call Level Specificationder SQL Access Group. ODBC ist schon fertiggestellt und hat damit einen entscheidenden Zeitvorteil.

Die Entwicklungen von Idapi sollen Mitte 1993 abgeschlossen sein.