Sparmaßnahmen erleichterten die Entscheidung

Borland macht es Novell nach: Keine CeBIT-Teilnahme 1993

25.12.1992

MÜNCHEN (bk) - Nach Novell hat nun auch Borland der CeBIT '93 eine Absage erteilt. Durch den Schritt des Netzwerk-Spezialisten animiert, fiel die Entscheidung des PC-Softwareanbieters gegen das Hannoveraner DV-Spektakel nach der Bekanntgabe der US-Mutter, weltweit Personal abbauen zu müssen.

"Wir können nicht auf der einen Seite Millionen Mark aus dem Fenster werfen und auf der anderen Seite Personal abbauen", begründete Borland-Deutschland-Geschäftsführer Wolfgang Schröder das Nein zur nächsten CeBIT. Im Zuge der gerade angekündigten Mitarbeiterreduzierung der Borland International Inc. um weltweit 350 Beschäftigte muß sich die deutsche Tochter von 15 Prozent des Personalbestandes trennen (siehe auch CW Nr. 51 vom 11. Dezember 1993, Seite 5). Die Belegschaft verringert sich laut Schröder damit von 100 auf 86 Angestellte. Darüber hinaus schloß der PC-Software-Anbieter die gerade erst eröffnete Dependance in Österreich und arbeitet dort fortan mit einem Distributor zusammen.

War auch die derzeitige mißliche Situation von Borland letztlich für Schröder ausschlaggebend, an der CeBIT '93 nicht teilzunehmen, so hatte ihm nach eigenen Bekunden die Absage Novells Mut zu ähnlichen Überlegungen gemacht. Er sei ohnehin schon seit Jahren gegen diese Mammutmesse, weil sie zu einer reinen Imageveranstaltung verkommen sei, die noch dazu gigantische Geldsummen verschlinge. "Wir haben pro Jahr mehr als eine Million Mark für die CeBIT-Teilnahme ausgegeben, ein Return on Investment aber war nicht meßbar." Bei den unternehmensinternen Diskussionen über ein Fernbleiben habe man sich indes in den vergangenen Jahren dann doch nicht dazu entschließen können. "Der Schritt von Novell aber hat ein Signal gesetzt", bekräftigte der Borland-Deutschland-Geschäftsführer.

Eberhard Roloff von der Deutschen Messe AG, Hannover, erklärte auf Anfrage der COMPUTERWOCHE, es liege noch keine schriftliche Absage von Borland vor. Man sei zwar telefonisch von seiten des Unternehmens verständigt worden, daß man sich mit dem Gedanken trage, an der CeBIT '93 nicht teilzunehmen. "Aber bislang hat Borland noch die Option für die Standfläche." Daß der Hannoveraner DV-Veranstaltung im nächsten Jahr nach Novell nun bereits ein zweiter namhafter Aussteller verlorengeht, scheint den Messestrategen in der Leinestadt allerdings kein Kopfzerbrechen zu bereiten. "Absagen hat es in der Vergangenheit auch schon gegeben", so Roloff. "Das bedauern wir natürlich, vor allem dann, wenn es sich um Unternehmen handelt, die in der Branche eine gewisse Position einnehmen. Andern können wir es jedoch nicht." Fest stehe, daß die CeBIT '93 ausgebucht sein werde und "ihre Leitfunktion nicht in Frage gestellt" sei.