Entwicklungsumgebung für C# geplant

Borland lüftet Geheimnis um neues .NET-Werkzeug

07.02.2003
MÜNCHEN (as) - Erstmals hat Borland Details seiner künftigen integrierten Entwicklungsumgebung für Microsofts .NET-Framework verraten. Das noch namenlose Produkt ist zum Sommer angekündigt und für die Arbeit mit der neuen Programmiersprache C# konzipiert.

Bei Borland, Anbieter von Programmierwerkzeugen und Infrastruktursoftware, entsteht eine neue Entwicklungsumgebung für Microsofts .NET. Ausgangspunkt ist das ".NET-Framework Software Development Kit" von Microsoft, das das Unternehmen aus dem kalifornischen Scotts Valley vor kurzem als erstes seiner Zunft in Lizenz genommen hatte. Dieses Softwarepaket umfasst neben dem .NET-Framework und dem Compiler eine Reihe von Hilfsmitteln, mit denen sich .NET-basierende Windows-Anwendungen entwerfen, erstellen und verteilen lassen sollen.

Laut Jason Vokes, European Product Line Manager bei Borland, wird die noch unbenannte Software in Kürze bei Testkunden erprobt. Zum Sommer soll eine erste Version auf den Markt kommen. Soweit bisher bekannt, enthält das Angebot eine integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) mit Compiler, Editor und Debugger und erlaubt einen modellgetriebenen Programmieransatz. Vor allem aber soll sich die IDE laut Vokes im Vergleich zu Microsofts Werkzeug-Suite "Visual Studio.NET" besser erweitern lassen. So lassen sich eigene oder externe Werkzeuge, die zur Verwaltung des gesamten Lebenszyklus einer Software dienen, nachträglich anbinden. Ebenso sollen sich neben Microsofts "SQL Server" und Oracle auch andere Datenbanken wie "DB2" und "Interbase" einsetzen lassen.

Gegenüber der CW bestätigte Vokes Vermutungen, dass für das neue Angebot die Programmiersprache C# vorgesehen ist. Diese hat von der European Computer Manufacturers Association (ECMA) den Status eines Standards erhalten, so dass Borland dessen Spezifikationen bereits nutzen kann. Allerdings ist die Microsoft-Sprache noch nicht von der International Organization for Standardization (ISO) förmlich akzeptiert. Mit einem späteren Release soll sich auch mit "Visual Basic .NET" geschriebener Code in der neuen IDE zumindest editieren und kompilieren lassen. Code weiterer .NET-Programmiersprachen kann dann über Plug-ins importiert, bearbeitet und von Fehlern befreit werden. Dies betrifft etwa Anwendungen, die mit der derzeit entstehenden .NET-Version der IDE "Delphi" erstellt wurden.

Entgegen Vermutungen von Marktbeobachtern wird die IDE keine Erweiterung der Design- und Modellierungswerkzeuge der Firma Togethersoft sein, die Borland im Dezember 2002 übernommen hatte. Vielmehr ist laut Vokes ein Produkt geplant, das die Technik der ebenfalls im letzten Jahr gekauften Anbieter Boldsoft und Starbase integriert. Boldsoft hatte Modellierungswerkzeuge für Delphi- und C++-Anwendungen entwickelt. Das kalifornische Startup-Unternehmen Starbase brachte Tools für das Anforderungs-Management, zur Konfigurations- und Versionsverwaltung sowie Workflow-Lösungen in die Ehe. Was mit den Tools von Togethersoft geschehen soll - allen voran die Modellierungsumgebung "Controlcenter" - will Borland in Kürze näher erklären. Laut Vokes sollen diese Produkte weiter separat entwickelt werden.