Webgain-Produkte stehen vor dem Aus

Borland klärt die Zukunft von Togethersoft

21.02.2003
MÜNCHEN (as) - Borland, Anbieter von Programmierwerkzeugen, will nur einen Teil der Produkte des kürzlich gekauften Konkurrenten Togethersoft weiterentwickeln. An dessen Java-Tools, die vom ehemaligen Borland-Rivalen Webgain stammen, besteht kein Interesse mehr.

Nach Abschluss der Übernahme von Togethersoft hat Borland erste Details seiner künftigen Produktstrategie erläutert. Demnach soll Togethersofts Modellierungsumgebung "Controlcenter" in einer eigenen Unternehmensabteilung weiterentwickelt, angepasst und vermarktet werden. Entgegen bisherigen Spekulationen bildet Controlcenter somit künftig weder eine Einheit mit Borlands integrierter Programmierumgebung (IDE) "Jbuilder", noch stellt es die technische Basis der noch namenlosen, zum Sommer angekündigten IDE für Microsofts Programmiersprache C# (siehe CW 6/03, Seite 7).

Laut Tony de la Lama, Vice President der neuen Together Business Unit, bleibt Controlcenter als eigenständiges Produkt erhältlich und soll vor allem Systemarchitekten ansprechen. Diesen biete es eine Arbeitsumgebung für Analyse, Design und Codegenerierung bei der Entwicklung von Unternehmenslösungen. Controlcenter unterstützt verschiedene Programmierplattformen, darunter - als Besonderheit im Markt - sowohl die Java 2 Enterprise Edition (J2EE) als auch Microsofts .NET. Das Produkt zeichnet sich ferner durch spezielle Features zur Codeanalyse sowie zur Dokumentation des Quellcodes aus. Ein neues Release soll im März auf den Markt kommen und rund 4000 Dollar kosten.

Vor allem aber will Borland Controlcenter über eine "Addition Strategy" vermarkten. Diese sieht vor, die Modellierungsumgebung in technisch abgespeckten Editionen für die hauseigenen IDEs wie den Jbuilder oder Produkte anderer Hersteller anzubieten. So sind laut de la Lama eine "Together Edition for Websphere Studio" von IBM sowie die "Together Edition for Jbuilder" geplant. Zwar gab es bereits zuvor Kunden, die Jbuilder und Controlcenter in ihren Projekten kombiniert hatten.

Laut de la Lama werden nun aber Controlcenter-Funktionen direkt in die Jbuilder-Oberfläche eingebunden. Entwickler erhielten so die Möglichkeit, in ihren Projekten Quellcode und Modell umfassend zu synchronisieren. Für Kunden, die das Modellierungswerkzeug "Rational Rose" nutzen, wird es indes keine vergleichbare Integrationsoptionen geben. So plant der Hersteller mit Version 5 seiner Produktsuite "Enterprise Studio", das bis dato mitgelieferte Rose durch die Together Edition for Jbuilder zu ersetzen. Jbuilder-Entwickler können zudem die geplante Together-Edition nur nach einem Upgrade auf die aktuelle Version 8 verwenden. Viele von ihnen sind aber gerade erst im letzten Jahr auf die Versionen 6 und 7 gewechselt und beschweren sich mittlerweile über die immer kürzeren Produktzyklen.

Zudem zeichnet sich das Ende der Java-Tools von Webgain ab, das dank seiner Java-IDE "Visual Café" vor allem in den USA lange als einer der engsten Rivalen Borlands galt. Nach finanzieller Schieflage und Übernahme durch Togethersoft im letzten Jahr war es jedoch ruhig um die Java-Produkte geworden. Manager de la Lama sieht für Webgain auch bei Borland "keine Zukunft", und es gebe bereits Migrationsangebote zum Wechsel auf Jbuilder. Für Anwender, die Wegain noch mit dem J2EE-Server "Weblogic" von Bea Systems nutzen, existiert mit "Jbuilder for Weblogic" eine Alternative.