Kage gegen Borland und Ashton-Tate-Merger

Borland bleibt auch im laufenden Fiskaljahr auf Wachstumskurs

02.08.1991

SCOTTS VALLEY/MÜNCHEN (CW) - Um den Paradox-Hersteller wird es auch nach dem Deal mit Ashton-Tate nicht ruhiger. So gab Borland ein hervorragendes Ergebnis des ersten Quartals des laufenden Geschäftsjahres 1991/92 bekannt und ließ zudem verlauten, daß man die Kooperation mit IBM auf Object-Vision für OS/2, Version 2.0, ausgeweitet habe.

Edward Michael, ein Aktionär der Ashton-Tate Corp., hat gegen die geplante Übernahme des Unternehmens durch die Borland International Inc. Klage beim Delaware Chancery Court eingereicht. Michael wirft den Ashton-Tate-Direktoren vor, mit der Zustimmung zum Merger ihre treuhänderischen Pflichten verletzt zu haben Außerdem hält er die Konditionen für die geplante Übernahme für unangemessen. Sowohl Borland als auch der Dbase-Hersteller weisen die Vorwürfe weit von sich und gehen davon aus, daß die Klage die Transaktion nicht beeinflußen werde.

Borland International gab außerdem die Ausweitung ihrer Kooperation mit IBM bekannt. Bezog sich die Vereinbarung bisher "nur" auf C + + und eine neue Sidekick-Version für OS/2, Release 2.0, so will das Kahn-Unternehmen nunmehr auch eine Version seines Windows-Anwendungsgenerators Object-Vision für das neue Release des blauen Betriebssystems entwickeln. Diese soll die erweiterten Funktionen des Betriebssystems einschließlich Workplace Shell, Database-Manager und 32-Bit-Architektur nutzen. Nach Angaben von Borland wird IBM im Gegenzug die Software "nicht exklusiv vermarkten".

Zeichnete sich Borland bereits im vergangenen Geschäftsjahr durch überdurchschnittliches Wachstum aus, meldet es für die ersten drei Monate des laufenden Geschäftsjahrs neue Rekordeinnahmen: Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 88 Prozent auf 77 Millionen, und der Gewinn kletterte sogar um 95 Prozent auf neun Millionen Dollar.

Eva Preuss, Geschäftsführerin der Borland GmbH, führt das gute Abschneiden auf die technologische Kompetenz des Unternehmens zurück: "Die weltweit rasante Geschäftsentwicklung resultiert vornehmlich aus der anhaltend hohen Nachfrage nach unserer Datenbanksoftware, Tabellenkalkulation und den Programmiersprachen. Hier zahlt sich das frühzeitige Engagement von Borland in Richtung objektorientierter Technik aus." Nach Angaben von Preuss weist die deutsche Dependance für das erste Quartal eine ähnlich gute Entwicklung wie die Muttergesellschaft auf.