Boom bei Bildschirmcomputern

19.01.1979

Ulf Lesemann, Computer Consulting, Frankfurt

1079 ist angebrochen: In den Marketing-Abteilungen der Computerhersteller wird bereits mit aufgekrempelten Ärmeln und mit viel guten Vorsätzen (die man sich wie immer zum Jahreswechsel vorgenommen hat und die es jetzt zu realisieren gilt) auf den kommenden großen Termin "Hannover Messe 79" hingearbeitet.

Aber nicht nur die Computerhersteller haben sich für das Jahr 1979 wichtige Entscheidungen hinsichtlich der Neugestaltung ihrer Marketing-Strategien und ihres Systemspektrums vorgenommen. Auch viele Anwender, insbesondere viele Inhaber und Geschäftsführer von Klein- und Mittelbetrieben, werden sicherlich in diesem Jahr endlich die schon längst überfällige Entscheidung zur Anschaffung eines Bildschirmcomputers treffen.

Fachleute schätzen, daß im Bereich der bildschirmorientierten kleinen EDV-Systeme (IBM /34, Nixdorf 8870, MAI Basic/four etc.) 1979 etwa 7000 bis 8000 Systeme in Deutschland abgesetzt werden, womit dieser Marktbereich - ähnlich wie 1978 - wieder die größten Wachstumsraten im Vergleich zu den anderen Computer-Größenklassen aufweisen wird.

Von dem erwarteten Auftragseingang von rund 7500 Bildschirm-Computern werden etwa 85 Prozent an Klein- und Mittelbetriebe verkauft werden. Konkret heißt das, daß sich rund 6500 Firmeninhaber, Geschäftsführer, Unternehmer etc. in diesem Jahr in die Geheimnisse der Systemauswahl und des "optimalen Preis-/Leistungsverhältnisses" einweihen lassen müssen, bevor sie letztlich ihre Unterschrift unter eines der vielen vorliegenden Angebote setzen.

Wer als zukünftiger Anwender die Installation seines Bildschirm-Computers noch bis Ende dieses Jahres plant, sollte deshalb die Entscheidung möglichst bald treffen und sie nicht zu lange hinauszögern.

Von der Angebotsseite her ist die Auswahlsituation heute so günstig wie nie zuvor Die aktuelle Ausgabe der periodische erscheinden Computer-CC-Seller zeigt, daß Anfang 79 rund 35 Hersteller/Anbieter mit über 60 Modellen von Bildschirm-Computer in Deutschland vertreten sind.

Praktisch steht heute lückenlos für jeden Leistungsbereich eine

Vielzahl von Modellvarianten zur Auswahl. Kein Wunder, denn in diesem stark expansiven Marktsegment der Bidschirm-Dialogsysteme tummeln sich mittlerweile fast alle aus den unterschiedlichsten Bereichen kommenden Computer-Hersteller.

Von den über 35 Anbietern haben allerdings die ersten zwölf einen Marktanteil von etwa 85 Prozent, so daß die restlichen 20 bis 25 Anbieter sich dann die verbleibenden 15 Prozent des Marktes untereinander aufteilen müssen.

Zu den erfolgreichsten Anbietern in Deutschland im speziellen Marktsegment der Bildschirm-Computer zählen: IBM (System /34), Nixdorf (8870), MAI (Basic/four), CTM (70/800, 900), Philips (P 400), Kienzle (6100), Honeywell Bull (System 61), DDC (220, 550), NCR (8200), ICL (System Ten) und Dietz (Serie 600).

Entsprechend der großen Zahl der Anbieter ist der Kampf um die Unterschrift beim Anwender recht hart. Niedrigere Herstellkosten aufgrund neuartiger Computer-Technologien werden von den Herstellern wegen des harten Wettbewerbs sehr rasch in Form von Preisreduzierungen an den Käufer weitergereicht. Teilweise ist es heute schon so, daß einzelne Hersteller bei langen Lieferzeiten von zum Beispiel 12 bis 18 Monaten, die zum Zeitpunkt der Lieferung vorhersehbaren niedrigeren Produktionskosten schon in den heutigen Angebotspreisen von berücksichtigt haben.

Ein Preisvergleich über die letzten fünf Jahre zeigt, daß die Hardware-Preise durchschnittlich etwa 10 bis 15 Prozent pro Jahr gesunken sind: 1971 kostete ein typischer MDT-Computer wie zum Beispiel ein Magnetcomputer Nixdorf 820/25 zirka 100 000 Mark Anfang

1979 kann der Anwender als Ablösung vom gleichen Hersteller den Bildschirm-Computer 8870/1 zu einem Preis ab rund 70 000 Mark einsetzen. Er kann damit seine bisherigen Abrechnungsaufgaben wesentlich schneller und komfortabler abwickeln und darüber hinaus zusätzliche Aufgaben vom System durchführen lassen, für deren Lösung der Direktzugriff auf einen Plattenspeicher und das Aufzeigen der Information auf einen Bildschirm erforderlich ist.

Ein Vergleich typischer Konfigurationen zeigt, daß aufgrund des harten Wettbewerbs und der großen Preistransparenz die Preise der Marktführer recht eng zusammen liegen.

Eine Einstiegskonfiguration mit 32 KB Anwenderspeicher, 10 MB Plattenspeicher, Matrixdrucker (65 Zeichen/Sek.) und einem Bildschirm-Arbeitsplatz kostet heute 80 000 bis 100 000 Mark.

Eine typische Konfiguration mit 48 KB Anwenderspeicher, 20 bis 30 MB Platte, Zeilendrucker (200 Zeilen/Min.) und Diskette oder Magnetband-Kassette kostet 150 000 bis 180 000 Mark.

Für den Anwender sind als wichtigste Punkte bei seiner Systemauswahl die Merkmale

- Hardware,

- Systemsoftware,

- Anwendersoftware und

- Hersteller-Dienstleistung

zu gewichten und zu bewerten, um mit den vorliegenden in Frage kommenden Angeboten einen einigermaßen fundierten Preis-/Leistungsvergleich durchfuhren zu können.

Beim detaillierten Preis-/Leistungsvergleich erkennt der Anwender, daß oft trotz gleichen Preises ein Unterschied in der Gesamtleistung von 20 bis 40 Prozent durchaus nicht selten ist.

Die Mühen und der Zeitaufwand für eine fundierte Systemauswahl sind deshalb - gemessen an den hierbei deutlich werdenden Unterschieden - eine Investition, die sich für jeden Anwender heute mehr denn je lohnt.