Der tiefe Fall des Marktführers

Börsianer entziehen Manugistics ihr Vertrauen

29.05.1998

Als Gründe für die offenkundig gewordenen Probleme verweisen Analysten vage aif Management-Fehler sowie auf die Mitteilung von SAP, Baan und anderen großen Anbietern betriebswirtschaftlicher Pakete, eigene Produkte für das sogenannte Supply Chain Management auf den Markt bringen zu wollen. Aus diesem Grund ist auch der Kurs des Manugistics-Konkurrenten i2 Technologies gefallen, wenn auch nur leicht. Manugistics-CEO William Gibson räumt ein, daß im hohen Expansionstempo seines Unternehmens die Produkte etwas aus dem Blickfeld geraten seien. Andere Faktoren wie der Kauf von Promira Software und die Aufstockung des Personals wirkten zwar kurzfristig negativ, seien aber notwendige Investitionen in die Firmenzukunft.

Eigenartig an der Argumentation der Analysten ist, daß die Ankündigung der SAP im Herbst vergangenen Jahres, die Zulieferketten mit eigenen Modulen zu unterstützen, fast ohne Auswirkungen blieb. Auch fällt auf, daß Manugistics im Vergleich zum Wettbewerber i2, der ein gleichmäßigeres Wachstum aufweist, gewaltige Kurssprünge nach oben verzeichnen durfte. In der Branche galt Manugistics daher als überbewertet.

Ansonsten sind die Argumente für Supply Chain Management nach wie vor gültig. Die Optimierung der Lieferketten bringt direkte und rasche Kostensenkung beziehungsweise kürzere Lieferfristen. Gegenüber SAP und Co. können Manugistics und die Mitbewerber noch einige Jahre auf das größere Know-how verweisen.