Börsenspots

10.02.1984

Bei amerikanischen Technologieaktien im weitesten Sinne steht der eigentliche Ausverkauf' nach Meinung von Bache Securities trotz der jüngsten schweren Kurseinbrüche noch bevor. Der Broker empfiehlt daher grundsätzlich, auf dem gegenwärtigen Niveau noch nicht wieder zu kaufen.

Wer am deutschen Aktienmarkt in letzter Zeit auf Qualität setzte, hat richtig gelegen. Dies versucht die Frankfurter Bethmann Bank am Beispiel der Siemens-Aktie deutlich zu machen. Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses für 1982/83 und das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres sei das Papier nach einer vorübergehenden Schwächephase wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Das Institut verweist darauf , daß die von der Unternehmensleitung verkündete Stärkung der finanziellen Basis und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit jetzt zum ersten Mal Hoffnungen auf eine Erhöhung der Dividende habe aufkommen lassen. Unter den deutschen Aktien sollten Anleger nach Meinung der ADCA-Bank nur allerbeste Qualität auswählen. Die Bank erwähnt in diesem Zusammenhang die

Siemens-Aktie.

Die Aussichten für Aktien der Gruppe "Halbleiter" sind nach Ansicht von Merrill Lynch noch nie so günstig gewesen wie heute. Daher könne man die jüngste Schwäche dieser Papiere nicht mit fundamentalen Gründen erklären. Der Broker empfiehlt hier sowohl unter mittelals auch unter langfristigen Aspekten uneingeschränkt zum Kauf: Advanced Micro Devices, Intel und Motorola.

Die jüngst beobachtete Schwächeneigung von National Semiconductor (NSM) ist nach Meinung von Merrill Lynch mit auf Pressemeldungen zurückzuführen, nach denen das Unternehmen in ein Gerichtsverfahren verwickelt sei. Hier handelt es sich nach dem Urteil des Brokers aber um "Neuigkeiten von Gestern". Es gehe um gewisse Probleme mit Regierungsaufträgen aus dem vergangenen Jahr, die aber kaum längerfristige Folgen haben dürften. Der Broker nimmt an, daß sich das Unternehmen mit dem Staat vergleicht und daß dies auf die Zahlung einer geringen Buße hinauslaufen wird. Merrill Lynch berichtet, daß der Auftragseingang für die gesamte Produktpalette von NSM nach wie vor ausgezeichnet sei, und empfiehlt die Aktie vor allem langfristig orientieren Anlegern zum Kauf.

Die IBM-Aktie wird von Dean Witter Reynolds uneingeschränkt zum Kauf empfohlen. Der Broker stellt fest, daß das Unternehmensergebnis für das vierte Quartal 1983 eine erfreuliche Überraschung gewesen sei und daß der rege Auftragseingang anhalte. Im einzelnen erwartet Dean Witter, daß sich der Umsatz an der PC-Familie 1984 gegenüber dem vergangenen Jahr von 2,3 auf 6,8 Milliarden Dollar erhöhen dürfte. Dies werde auch das Ergebnis für 1984 wesentlich prägen.

Computer Memories rät Bache Securities zumindest vorübergehend in die Aktien von Tandon oder Seagate Technologies umzutauschen. Der Broker zeigt sich sehr enttäuscht über die Ertragsentwicklung im dritten Geschäftsquartal und bemängelt vor allem, daß es die Unternehmensleitung offenbar bisher nicht verstanden habe, die besonders durch die Verbindung zu Intel entstandenen Chancen für die Gesellschaft auf eine tragfähige langfristige Grundlage zu stellen.

Advanced Micro Devices wird nach Berechnungen von E. F. Hutton im laufenden Geschäftsjahr 1984 zum 3 1. März den unerwartet hohen Gewinn von 1,10 (nach 0,39) Dollar je Aktie erwirtschaften. Im nächsten Jahr sei eine Steigerung auf 1, 65 Dollar möglich. Der Broker empfiehlt das Papier daher vor allem unter langfristigen Gesichtspunkten ausdrücklich zum Kauf.

Information Ressources Inc. zählt in den USA zu den Marktführern im Bereich der rechnergestützten Erfassungs- und Auswertungssysteme für Umsatzstatistiken und -Analysen, die sich in erster Linie auf fertig verpackte Konsumgüter beziehen. Das Unternehmen hat große Investitionen in neue Scanner und Rechner getätigt und verfügt über ausgereifte Softwarepakete, die von einem gut eingespielten Team bedient und gewartet werden. Zu den wichtigsten Kunden zählen unter anderem General Mills Inc. und Procter Gamble Co. Seit März 1983, als die Aktie zum ersten Mal öffentlich gehandelt wurde, hat sich der Kurswert mehr als verdoppelt. Dean Witter Reynolds vertritt die Ansicht, daß der Titel insbesondere für Anleger, die ihre Strategie in erster Linie an möglichen Kapitalgewinnen ausrichten, interessant sei und empfiehlt die Aktie zum Kauf.

Der Unternehmenserfolg von Fujitsu dürfte entscheidend von den rasch zunehmenden OEM-Exporten von Magnetplatten sowie den ebenfalls steigenden Auslieferungen von Rechnern mittlerer bis großer Leistungsfähigkeit, von Personal Computern und anderen Komponenten für die Büroautomation beeinflußt werden. Diese Auffassung vertritt das Brokerhaus Prudential-Bache in einer jüngsten Besprechung der japanischen Gesellschaft. Zusammen mit wachsenden Verkäufen von Halbleiterbausteinen dürften die schleppenden Auslieferungen bei Telekommunikationseinrichtungen mehr als kompensiert werden. Die Wachstumsrate des Unternehmensgewinns liegt derzeit deutlich über 30 Prozent. Für das Geschäftsjahr 1984 wird eine Steigerungsrate von mehr als 20 Prozent erwartet. Vor diesem Hintergrund wird die Aktie von Fujitsu massiv zum Kauf empfohlen.

Die Aktie von Casio Computer wird von Prudential-Bache sowohl kurz- als auch langfristig zum Kauf empfohlen. Der Broker stützt sich dabei auf seine Prognose, daß der Gewinn im Geschäftsjahr zum 3 1. März 1984 weiterhin mit einer Rate von zehn bis 15 Prozent zunehmen wird. Dieses Wachstum wird in erster Linie durch eine kräftige Expansion des Geschäfts mit Bürocomputern und elektronischen Musikinstrumenten, aber auch durch einen höheren Absatz von Taschen- und Tischrechnern sowie elektronischen Uhren zu wesentlich niedrigen Preisen vorangetrieben werden, heißt es in der Analyse.

Nach Ansicht von E. F. Hutton profitieren derzeit die Technologieunternehmen, so auch Perkin-Elmer, von der allgemeinen Konjunkturbelebung. Es werde jedoch noch eine Weile dauern, bis sich die positiven Anzeichen auch in steigenden Gewinnen für das Unternehmen niederschlagen werden. Dies sei in erster Linie der weiterhin rezessiven Entwicklung am europäischen Markt für Analyseinstrumente zuzuschreiben. Perkin-Elmer gilt nach Angaben des amerikanischen Brokers weltweit als Marktführer für elektronische Analysegeräte für die Chemische Industrie und für die Materialkontrolle. So wie sich die konjunkturelle Erholung auch in der Chemiebranche durchsetzen werde, werde auch Perkin Elmer bessere Ergebnisse erzielen können. E. F. Hutton empfiehlt mittelfristig orientierten Anlegern daher bestehende Positionen in diesem Titel beizubehalten und auf längere Sicht Zukäufe zu tätigen.

Das amerikanische Brokerhaus Merrill Lynch empfiehlt mittel- und langfristig orientierten Anlegern die Hewlett-Packard-Aktie massiv zum Kauf. Nach Ansicht der Wall-Street Analytiker sind die Auftragseingänge auch im ersten Quartal dieses Jahres weiterhin sehr stark gestiegen, so daß sich der Auftragsbestand deutlich erhöhte. HP werde seine 32-Bit-Rechner der 3000-Reihe durch ein neues 64-Bit-System ergänzen oder aber einen sehr schnellen 32-Bit-Computer auf den Markt bringen, spekuliert man unter Marktbeobachtern. Der neue Personal Computer HP 150 verkaufe sich wesentlich besser als erwartet. Bei HP geht man davon aus, dieses Jahr wenigstens 100 000 Geräte zu exportieren. Die Resonanz bei den Fachhändlern sei auch in England, dem ersten europäischen Land, in dem HP 150 eingeführt wurde, sehr positiv. In Deutschland soll der PC ab Mitte Februar verfügbar sein.

Bei Sumitomo Electric hat sich der von Analytikern seit langem erwartete Kurzanstieg nun eingestellt. Der Schwung dieser Bewegung könnte die Aktie noch deutlich höher klettern lassen, meint das Brokerhaus Prudential-Bache. Die Anleger würden heute nämlich schon über die derzeit noch schleppende Geschäftstätigkeit hinausblicken und sich bei ihrer Einschätzung dieses Titels auf eine grundlegende Veränderung in der Kostenstruktur des Unternehmens, die mit der zunehmenden Verbreitung der Datenübertragung mit Hilfe ausgereifter Glasfasersysteme einhergehen dürfte, berufen. Sumitomo Electric habe sich eine günstige Ausgangslage verschafft, um aus diesem Trend beträchtlichen Nutzen zu ziehen. Der amerikanische Broker empfiehlt daher die Sumitomo-Aktie massiv zum Kauf.