Keine "Mega-Deals" geplant

Börsengang soll SAG-Kriegskasse füllen

26.02.1999
Von Beate Kneuse FRANKFURT/MAIN - Gestärkt durch das zweite profitable Jahr in Folge macht sich die Software AG (SAG) auf zu neuen Ufern. Der Mitte der 90er Jahre schwer angeschlagene Systemsoftware-Spezialist will künftig vor allem vom E-Business profitieren und über Akquisitionen wachsen. Vor allem deshalb gehen die Darmstädter in einigen Monaten auch an die Börse.

Nach dem Absturz in die Verlustzone 1994 und der Rückkehr zur Profitabilität 1997 erzielte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr erneut Gewinne. Der operative Profit legte vorläufigen Zahlen zufolge von 64,7 auf 87,3 Millionen Mark zu; beim Umsatz verzeichnete die SAG einen Anstieg um neun Prozent von 575,2 auf 626 Millionen Mark. Im einzelnen steuerten das Lizenzgeschäft 183,3 (Vorjahr: 159,9) Millionen Mark und die Beratungsdienstleistungen rund um die SAG-Produkte 218,4 (189,3) Millionen bei. Die Wartungsaktivitäten blieben mit 213,9 Millionen Mark leicht unter den 216,8 Millionen vom Vorjahr.

Zweistelliges Wachstum bei Adabas und Naturel

Die nach wie vor stärksten Umsatzträger sind die Datenbank "Adabas" und die Cobol-Entwicklungsumgebung "Natural". Beide Produktfamilien verzeichneten auch 1998 ein zweistelliges Wachstumund steuerten insgesamt rund 70 Prozent zum Umsatz bei. Laut Vorstandschef Königs soll sich dies aber in den kommenden Jahren ändern. Bei weiteren leichten Steigerungsraten der beiden Traditionsprodukte strebt er an, ihren Anteil 1999 auf 60, im Jahr 2000 auf unter 50 Prozent zu reduzieren.

So will die SAG unter anderem mit der bereits Ende 1997 vorgestellten Middleware "Entire X" im Markt der unternehmensweiten Systemintegration mitmischen. 1998 nahmen die Hessen damit rund 57 Millionen Mark ein und wollen im laufenden Jahr mit der von Analysten für dieses Segment prognostizierten jährlichen Steigerungsrate von rund 40 Prozent Schritt halten. Wachstumsimpulse schlechthin aber erwartet Königs vom bevorstehenden E-Business-Boom. Mit ihren neuen Produkten sehen sich die Softwerker dafür auch gewappnet. So wurde im vergangenen November mit "Bolero" eine Java-basierte Entwicklungsumgebung freigegeben, zur CeBIT wiederum soll mit "Tamino" ein Informations-Server für kommerzielle Internet-Anwendungen vorgestellt werden.

Ein weiteres Kapitel in ihrer langen Unternehmensgeschichte wird die Software AG im zweiten Quartal 1999 aufschlagen. Dann steht der Börsengang an. Mehr als 50 Prozent des Grundkapitals, das derzeit von zwei gemeinnützigen Stiftungen gehalten wird beziehungsweise zwölf Millionen Aktien sollen an der Frankfurter Wertpapierbörse und zeitgleich an der New York Stock Exchange plaziert werden. Darüber hinaus sollen noch drei Millionen Aktien in den Handel kommen, die aus einer bereits genehmigten Kapitalerhöhung stammen. Das Geld, das dadurch in die Firmenkasse fließt, ist vor allem für Akquisitionen gedacht. Die Darmstädter wollen sich, so Königs, vor allem mit Unternehmen in bestimmten Regionen und Marktsegmenten verstärken und planen "keinen Mega-Deal". Derzeit sei man in Übernahmeverhandlungen, die kurz vor dem Abschluß stünden.

Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.