Zweiter Fall innerhalb von zwei Jahren

Börsenaufsicht knöpft sich Siebel vor

09.07.2004
MÜNCHEN (CW) - Siebel Systems hat erneut Probleme mit seiner Finanzmarktkommunikation. Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC erhob Klage gegen das Unternehmen, weil hochrangige Manager gegenüber Analysten und Investoren geplaudert haben sollen.

Der Vorwurf der SEC bezieht sich auf zwei Treffen mit institutionellen Anlegern und Analysten Ende April vergangenen Jahres, in deren Rahmen Siebels Finanzchef Kenneth Goldman und der ehemalige Direktor für Investor Relations, Mark Hanson, Interna des Softwarehauses verbreitet haben sollen. Die Aussagen hätten sich nicht mit denen gedeckt, die der damals amtierende Firmenchef Tom Siebel kurz zuvor gegenüber der Öffentlichkeit zur Lage der Geschäfte abgegeben hat. Eine Regel für börsennotierte Unternehmen sieht indes vor, dass kursrelevante Informationen allen Interessierten zeitgleich zur Verfügung gestellt werden müssen - daher heißt sie auch "Regulation Fair Disclosure" (Reg FD).

Kommt es zu einem Leck, muss die betroffene Firma die Informationen innerhalb von 24 Stunden der Allgemeinheit mitteilen. Dies sei hier nicht geschehen. Nach Angaben der Börsenaufsicht haben beteiligte Investoren im Anschluss an die Treffen große Pakete von Siebel-Aktien gekauft. Der Kurs des Papiers sei am Folgetag, dem 1. Mai 2003, bei außergewöhnlich hohen Umsätzen um acht Prozent gestiegen. In absoluten Zahlen legte das Papier von 8,66 Dollar auf 9,34 Dollar zu, die Zahl der gehandelten Aktien vervierfachte sich beinahe gegenüber dem Vortag. Auch wenn die SEC Recht haben sollte, wären die optimistischen Aussagen von Finanzchef Goldman realitätsfern gewesen: Siebel verfehlte in dem Quartal die eigenen (offiziellen) Prognosen mit Lizenzumsätzen deutlich.

Das Softwareunternehmen bestritt in einer Stellungnahme, dass die Vorwürfe der SEC stichhaltig sind, und will sich auf die Verteidigung vorbereiten. Seit die Reg FD im Jahr 2000 eingeführt worden ist, sind fünf Unternehmen eines Verstoßes beschuldigt worden - unter ihnen war schon einmal Siebel. Ende 2002 hatte sich das Softwarehaus mit der SEC auf eine Zahlung von 250 000 Dollar geeinigt, weil sein CEO im Jahr zuvor gegenüber Analysten überaus optimistische Aussagen abgegeben haben soll. Der Aktienkurs war damals um 20 Prozent gestiegen. Siebel zufolge war die Zahlung der Strafe kein Schuldeingeständnis. (ajf)